Mittwoch, 20. März 2013

Das Niemandsland kämpft um die Königsklasse


Im Radsport gibt es Rennverläufe, in denen sich eine Ausreißergruppe einen komfortablen Vorsprung herausfährt und mit einigen Minuten Vorsprung vor dem Peloton die letzten Meter der Strecke erreicht. Da in solch einer Situation niemand den Sprint anziehen und damit den Konkurrenten seinen Windschatten anbieten möchte, kommt es zu regelrechten Stehversuchen, die manchmal sogar dazu führen, dass „das große Feld der Verfolger“, wie es gemeinhin genannt wird, doch noch einmal herankommt. Das Bild der stehenden Radler gleicht dem der Wettbewerber um die internationalen Plätze in der Bundesliga.


Die Frankfurter Eintracht hat nun seit sechs Spielen nicht gewonnen und ist trotzdem noch Vierter. Das sagt viel über die Qualität der Verfolger aus. Außer Bayern, Leverkusen und Dortmund gibt es im Moment kein Team, das sich theoretisch in jedem Spiel einen Sieg ausrechnen kann. Nur drei Punkte Rückstand hat der Tabellenneunte auf den Vierten und damit droht der Bundesliga, die sich gerade den vierten Startplatz in der Champions League erkämpft hat, erneut das Aus des Qualifikanten zur neuen Runde der Königsklasse. Dass sich Klubs, die sich in Regionen bewegen, die man früher gemeinhin Niemandsland nannte, noch immer Hoffnungen auf den Europapokal machen können, liegt an der schlechten Punkteausbeute der vorne platzierten Teams.

Ein Blick auf die Punktzahl, die in den vergangenen Jahren nötig war, um am 26. Spieltag Platz vier zu halten, verdeutlicht das überschaubare Niveau:

2013, 39 Punkte, Eintracht Frankfurt
2012, 50 Punkte, FC Schalke 04
2011, 45 Punkte, Bayern München
2010, 52 Punkte, Borussia Dortmund
2009, 48 Punkte, Bayern München

Die Eintracht muss sich natürlich keinen Vorwurf machen lassen, dass ihr derart wenige Punkte genügen, um einen Champions-League-Rang zu halten. Eher sollten sich Vereine wie Schalke oder der HSV fragen, warum die Qualität der Mannschaft nicht ausreicht, die immer wiederkehrenden Peinlichkeiten gegen mit Verlaub schlagbare Gegner zu verhindern. Diese beiden Klubs hatten in dieser Rückrunde beste Chancen, sich eine sichere Teilnahme – zumindest an der Europa League – zu sichern. Stattdessen schlagen sie sich immer noch mit Freiburgern, die gar nicht wollen, und Mainzern, die sich mehr Sorgen um den Verbleib ihres Trainers als um den Tabellenstand machen, herum.

Den Gladbachern genügt gar eine Einsnull-olé-Taktik, sich alle Möglichkeiten offen zu halten. Alle Bemühungen von Frankfurt bis Hannover wären längst hinfällig, wenn Schalke gegen Nürnberg und Fürth und der HSV gegen Augsburg und Fürth ordentlich (also dreifach) gepunktet hätten. Das sind keine unmenschlichen Anforderungen an Mannschaften, die im Konzert der Besten Europas mehr als die Triangel bedienen wollen. Die Frage ist nun, ob sich noch eine Mannschaft in den letzten acht Spielen zu einer Siegesserie aufschwingt, oder ob am Ende der am wenigsten schlechte Kontrahent in den Europapokal einzieht.

Bei den Radfahrern muss bei allen Stehversuchen irgendwann einer aus dem Sattel gehen. Hoffen wir, dass die Schlussphase der Saison die Langeweile der vergangenen Wochen wettmacht und ein rassiger Kampf um die internationalen Plätze entbrennt, den am Ende nicht der für sich entscheidet, der am wenigsten verliert sonder der, der am meisten gewinnt.

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