Dienstag, 19. März 2013

"Darf ich vorstellen: Fortuna" - "Angenehm, Abstiegsgespenst mein Name"

Jetzt wird es im Abstiegskampf also doch noch einmal spannend. Der FC Augsburg macht sich auf, auch im zweiten Jahr in Folge das zu schaffen, was ihnen zu Weihnachten niemand mehr zugetraut hatte: den Klassenerhalt. Aufholjagden sind im Keller schnell gestartet, denn anders als an der Tabellenspitze punktet die Konkurrenz eher selten und so kann Markus Weinzierl weiterhin hoffen, auch im kommenden Jahr Erstligatrainer zu sein. 
„Die Mannschaft kann Abstiegskampf“, heißt es gemeinhin über Klubs, die Jahr für Jahr unten drinstehen und für die das Wandeln am Abgrund daher zumindest keine ungewohnte nervliche Belastung darstellt. Augsburg kennt das alles vom vergangenen Jahr her, als sie ebenfalls nach der Winterpause den Zaubertrank endlich fertiggebraut hatten und den Römern ordentlich einheizten. 

Doch können Stuttgart, Wolfsburg, Bremen und Düsseldorf auch Abstiegskampf? Beim VfB und Werder ist es in letzter Konsequenz in den vergangenen Jahren selten eng geworden, auch wenn die unteren Regionen der Tabelle beiden Mannschaften nicht mehr gänzlich fremd sind. Wolfsburg stand schon im Jahr 2011 vor dem Gang in die zweite Liga, aber der einzige richtige Abstiegskämpfer sitzt wohl auf der Bank und heißt Dieter Hecking. Die Fortuna scheint da schon eher für den Abstiegskampf gebaut: Günstig zusammengekaufte Truppe, Aufsteiger, keine Ambitionen, mehr als Platz 15 zu bewerkstelligen – das sind die Charakteristika eines Kellerkindes. 

Richtig ist aber auch, dass die Fortuna seit dem Abstieg in die vierte Liga im Jahr 2002 wenig mit sportlichen Existenzkämpfen zu tun hatte, schon gar nicht in der höchsten Spielklasse. Norbert Meiers Team kann in dieser Hinsicht also auf keinerlei Startvorteil hoffen. Bei aller Untergangsstimmung, die in Bremen, Wolfsburg und Stuttgart in den vergangenen Wochen aufkam, wird man in Augsburg wohl am aufmerksamsten verfolgen, was sich am Rhein so tut.

Und das nicht erst, seit der FCA zum Start der Rückrunde in Düsseldorf gewinnen konnte, auch wenn man in Augsburg wahrscheinlich bis heute nicht genau weiß, wie das eigentlich passieren konnte. Die Fortuna hingegen hat das Problem, dass ihre ganze taktische Ausrichtung nicht vorsieht, selbst in die Offensive zu gehen. Sie stehen defensiv, suchen vereinzelte Konterchancen und nehmen mit, was da kommt. Ein Punkt hier, ein Dreier da – alles, was eben vom Kuchen abfällt. Das ist genau so lange ein tragfähiges Konzept, wie genug Krumen aufgesammelt werden können und die anderen diejenigen sind, die aufholen müssen. Sollte in zwei oder drei Spielen aber Augsburg auf Platz 15 stehen, dann muss die Fortuna unbedingt punkten und das Prinzip des Abwartens hat ein Ende. 

Zweifel kommen dem Fan bei dieser Ausgangslage, ob die Mannschaft, wenn sie muss, von der ersten Minute an auf drei Punkte spielen kann. Bisher tritt sie wie ein nasser Schwamm im festen Griff der gegnerischen Hand auf. Solange die Gegner (Fürth einmal ausgenommen) fest zupacken, ist der Düsseldorfer Schwamm zusammengedrückt und in der Abwehr gefangen – nicht kleinzukriegen, aber auch nicht zu umfassender Befreiung fähig. Erst wenn der Griff sich löst, wie häufig im zweiten Durchgang, entfaltet sich das Spiel. Das Problem ist nur, dass der Schwamm nie in der Lage ist, sich selbst aufzublähen, sondern immer nur in einer seltsam passiven Bereitschaft verharrt, bei Nachlassen des Gegners auf normale Größe zu wachsen.

Schluss mit der schiefen Metapher, die Fortuna braucht kurz gesagt die Hilfe des Gegners, um dreifach zu Punkten und dieses Fehlen eines eigenen Plans, das sich in den spärlichen Angriffsbemühungen immer wieder zeigt, kann noch zu einem großen Problem werden. Beliebt ist auch die Hypothese, dass die Mannschaft offensiv eigentlich sehr viel mehr draufhat als sie so zeigt, als Büchsenöffner aber den Zwang braucht, alles abrufen zu müssen – etwa einen Rückstand. Wenn dem so ist, dann würde das heißen, dass mit angezogener Handbremse gespielt würde und das scheint dann doch etwas weit hergeholt.

Denn bei allem Stirnrunzeln, das die Kombinationsversuche der Düsseldorfer bisweilen hinterlassen, darf auch nicht vergessen werden, dass jeder einzelne enorme Wege geht, dass selbst die Verteidigung des eigenen Tores schon genug Kräfte kostet. Was fehlt, ist die Qualität im Sturm und die Leistung ist kaum hoch genug einzuschätzen, dass der Vorsprung auf die Abstiegsränge überhaupt noch fünf Punkte beträgt. Der Spruch ist alt, aber hätte die Fortuna vor der Saison diese Konstellation zu diesem Zeitpunkt angeboten bekommen, sie hätte unterschrieben. 

So wird das Zittern trotz des noch bestehenden Abstands auf den Relegationsrang weitergehen. Nach den Länderspielen kommt Leverkusen nach Düsseldorf, während Augsburg die Auswärtsbettelmönche von Hannover 96 empfängt. Auch wenn die bayerischen Schwaben danach in Dortmund vorsprechen müssen, fährt die Meier-Truppe unter Umständen mit nur zwei Punkten Vorsprung nach Hoffenheim, zudem müssen sie dann erneut am Freitagabend vorlegen. Das bedeutet Druck und  - so schließt sich der Kreis – die Fortuna ist keine Mannschaft, die „Abstiegskampf kann“.

Da auch in Augsburg nur mit Wasser gekocht wird und das gute Torverhältnis der Düsseldorfer bezeugt, dass die Mannschaft selten Debakel zulässt, könnte der Vorsprung, mit dem die Fortuna in den Schlussspurt startet, das Zünglein an der Waage sein. Nach menschlichem Ermessen müssen noch rund zehn Punkte her – bei noch acht ausstehenden Spielen kein selbstverständlicher, aber auch kein unmöglich zu erreichender Wert. Und dann ist es den Rheinländern auch egal, wie viele Punkte die Augsburger noch holen. 

Keine Kommentare: