Samstag, 21. Juni 2014

Manuel, der nasse Rasen und ein gemeiner Balljunge

„Die ganze Wahrheit über Neuers Verletzung und Heilung“ verspricht derwesten.de in seiner Überschrift zu einem Interview mit Manuel Neuer. „Die ganze Wahrheit über Neuer“ wäre ebenfalls treffend gewesen. Die Einlassungen des Nationaltorhüters, dass neben dem nassen Rasen das schnelle Zurückwerfen des Balls durch einen Balljungen zu seiner Verletzung führte, lässt mich so fassungslos zurück wie selten eine andere Fußballer-Aussage.

Klar, es ist alles nur witzig gemeint. Im Spaß sei er ein wenig ernst geworden.  Wahrscheinlich wird er den Balljungen auch nicht angebrüllt haben. Aber dass ein deutscher Nationaltorhüter überhaupt den kleinkarierten Drang verspürt, sich einen Balljungen, der nur seinen Job macht, wegen so etwas noch einmal vorzuknöpfen, ist doch arg fragwürdig.

Klar, Neuer wird nur eine Kausalität beschrieben haben, wenn er sagt, dass der Balljunge irgendwie schon mitschuldig ist. Aber was hätte der Balljunge denn tun sollen? Warten, bis Neuer im Tor ist? Das Problem ist, dass Neuer hinter dem Verhalten des Balljungen eine das Spiel beeinflussende Entscheidung findet. Dabei muss man sich den idealen Balljungen als Wand vorstellen, als mechanisch funktionierende Rückwurfanlage. Nur bei einer bewussten Entscheidung des Balljungen könnte man auch von Verantwortlichkeit sprechen. Er hat aber einfach nur, wie zig andere Male, schnellstmöglich ein neues Spielgerät zur Verfügung gestellt.

Klar, Neuer hat sich wahrscheinlich nur ungeschickt ausgedrückt und will dem Balljungen gar nichts Böses. Dann sollten wir aber hoffen, dass er sein Kontingent an Ungeschicklichkeit mit der zur Verletzung führenden Aktion und diesem Interview aufgebraucht hat und heute gegen Ghana auf ihn Verlass ist.

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