Donnerstag, 8. März 2012

Thomas Schaaf und die Suche nach der Effektivität

Nach dem Heimsieg von Hertha BSC gegen Werder Bremen waren alle Augen auf den triumphierenden König Otto von Berlin gerichtet. Er spielte sein Spiel mit den Medien, erzählte von einer Verabredung mit dem Außenminister und davon, dass er so gut mit Hunden kann. Der launige Auftritt seines Lehrmeisters verschaffte dem früheren Schüler Thomas Schaaf ein wenig Ruhe. Denn so euphorisch sich die Hauptstadt nach den ersten Punkten der Rückrunde gibt, so nüchtern fällt die Bilanz der letzten Wochen bei den Hanseaten aus.


Der Sieg gegen den Hamburger SV am 18. Februar war, so sehr der Erfolg gegen den Erzrivalen die Bremer auch verzückt hatte, der einzige in den vergangenen acht Spielen, der einzige im Jahr 2012. Lange sah es nicht allzu düster aus um den SV Werder, hatte man doch immerhin auch selten verloren und zusammengenommen mit dem Sieg an der Elbe waren auch die Unentschieden gegen Kaiserslautern, Freiburg und Hoffenheim erträglich. Jetzt, nach zwei Niederlagen in Folge, schlägt das Pendel zur anderen Seite – aus ungeschlagenen werden sieglose Spiele.

Wie sind die Grün-Weißen nur in diese Lage gekommen? Am Abend des 10. Dezember 2011 stand Bremen zwar nur einen Platz besser da als heute, hatte aber nur zwei Punkte Rückstand auf den Tabellenführer FC Bayern, der erst am Folgetag sein Spiel gewann. Seither ging es, zumindest was die Zähler angeht, bergab. Schaaf hat sein Betätigungsfeld in der Chancenverwertung gefunden. „Zum Spiele gewinnen gehört eben auch, dass man Tore schießt. Das haben wir nicht getan. Wir müssen daran arbeiten, dass wir effektiver werden“, sagte er nach dem Spiel in Berlin während einer Redepause Rehhagels.

Die Statistik gibt ihm recht. 17:5 Torschüsse standen für Bremen zu Buche, 55 Prozent Ballkontakte und sogar 412:298 angekommene Pässe. Das sind die Werte einer überlegenen Mannschaft und wenn die Anzeigetafel am Ende ein 1:0 für den Gegner anzeigt, dann spricht Schaaf zurecht von fehlender Effektivität. Gegen Nürnberg, eine Woche zuvor, war es das gleiche Bild. 20:11 Torschüsse, 62 Prozent Ballkontakte und 447:164 angekommene Pässe – Ergebnis: 1:0 für den Gegner.

„Ich glaube, dass wir gegen Nürnberg ein gutes Spiel gemacht haben, dass wir sehr engagiert waren“, stellte Schaaf in Berlin daher richtig fest. Es gibt aber noch einen statistischen Wert, der sich in beiden Auftritten ähnelt. Gegen Nürnberg gewann Werder 48 Prozent der Zweikämpfe, gegen Berlin 49 Prozent. Das sind keine dramatisch negativen Werte, angesichts der überragenden übrigen Statistiken scheinen sie Duelle Mann gegen Mann aber nicht gerade eine Spezialität der Bremer zu sein.

Schaaf sieht das Spiel seines Teams in Berlin voll im (negativen) Trend. „Auch wenn man heute gesehen hat, wie viel die Mannschaft getan hat, mache ich mir weniger Gedanken, was den Einsatz angeht, sondern mehr Gedanken, wie wir das richtig zur Wirkung bringen, wie wir das in Erfolg ummünzen können“, sagte er zu seinen Überlegungen, wie es wieder aufwärts gehen kann. Wie immer bei Schaaf vermittelte er dabei nicht das Gefühl, er lasse sich aus der Ruhe bringen.

Dennoch scheint er genervt von der Tatsache, dass Werder gerade gegen vermeintlich „kleine“ Gegner immer wieder Punkte liegen lässt. „Wir waren in den beiden Partien nicht gut genug, das ist für mich entscheidend. Ich kümmere mich nicht um Hertha BSC oder den 1. FC Nürnberg, ich kümmere mich um Werder Bremen. In beiden Spielen haben wir es nicht geschafft zu gewinnen, obwohl wir einiges dafür getan haben. Das muss uns ärgern, das muss uns wütend machen“, sagte er noch, bevor er die Heimreise antrat. Wieder daheim in Bremen wird er diese Wut bei den Spielern suchen. Und versuchen ihnen beizubringen, effektiver Fußball zu spielen.




Zuerst erschienen bei Goal.com

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