Dienstag, 28. Februar 2012

Spannung auf den hinteren Plätzen

Rettet der Abstiegskampf die Spannung in der Bundesliga? Sind es bis zum Sommer Mannschaften wie Freiburg, Augsburg oder Kaiserslautern, die Schlagzeilen liefern und die Gazetten füllen? Wäre das Kellerkind als solches nicht so unattraktiv, könnte manches Spiel der oberen Tabellenhälfte ohne Beteiligung eines Abstiegskandidaten leicht zum Langweiler werden. Der Grund: Oben geht es um nichts mehr.


Dortmund wird Meister, Bayern und Mönchengladbach haben die direkte Champions-League-Teilnahme sicher, Schalke wird sich den vierten Platz nicht mehr nehmen lassen, auch wenn in Leverkusen jetzt tatsächlich alles anders wird. Aus dieser Prognose folgt, dass zu 99 Prozent zwei Mannschaften im DFB-Pokal-Finale stehen, die bereits für die Königsklasse qualifiziert sind. Die Werkself, Bremen und Hannover rutschen also völlig schuldlos in die Europa League.

Zum Glück springen die Hinterbänkler ein. Was sich aktuell im Küchentrakt der Tabelle so tut, ist ganz großes Theater. Da haben wir zum einen den 1. FC Köln. Die Rheinländer haben ihren einzigen Star Lukas Podolski wieder, an der Leistung des Teams hat das wenig geändert. Die Niederlage im Derby gegen Leverkusen hat einmal mehr offen gelegt, dass der FC an Poldis Tropf hängt. Kommt er nicht schnell wieder in Form, ist weit und breit keine Alternative sichtbar.

Gleich dahinter rangiert mit Augsburg der Vertreter, mit dem niemand so recht etwas anfangen kann. Momentane Startelf? Wunschformation von Jos Luhukay? Aus dem Stehgreif? Da tun sich selbst Experten schwer. Gerade darin könnte die Chance liegen, dass der FCA tatsächlich in der Bundesliga bleibt. Keine Affären, keine ulkigen Nebenkriegsschauplätze – wenn die Konkurrenz keine Ruhe reinbekommt, ist Augsburg der lachende vierte. Oder fünfte.

Auf den angesagten Plätzen stehen drei spannende Klubs. Die Hertha geleitet König Otto Rehhagel durch die vermutlich letzte große Schlacht seines Trainer-Lebens. Jede Pressekonferenz wird zum Happening, jedes Training ein Medienereignis. Und was berichten die Spieler? Er erzähle viel von früher, heißt es da. Auch von seiner Ehe. Mancher Berliner hätte sich Kommentare wie „Er bringt uns taktisch richtig auf Vordermann und sorgt für eiserne Disziplin“ eher gewünscht. Tendenz: Bei der Hertha bleibt es unterhaltsam, sportlich wird es aber eng.

Noch bunter treibt man es zur Zeit in Kaiserslautern. Die Nibelungentreue zu Marco Kurz hat ein Ende gefunden. Nachdem der Klub trotz desaströser Offensivleistungen seine Stärke im Festhalten am Trainer gesehen hat, macht er nun die Kehrtwende und gibt damit diese Stärke, wenn sie denn eine war, auf. Verliert Lautern erneut, und warum sollten sie das nicht tun, dann wird ein Feuerwehrmann versuchen, einen Stürmer, der antisemitisch beleidigt wurde, zum Tore schießen zu überreden. Eine nicht uninteressante Situation.

Bleibt noch Freiburg, die den für SC-Verhältnisse schon sehr aalglatten Marcus Sorg durch den kauzigen Christian Streich ersetzt haben. „Jetzt üben wir die Woche wie die Verrückten, und dann werden wir die bekämpfen, aber so dermaßen, und dann hoffentlich noch ein bisschen bespielen. Und wenn wir am Ende 3:1 verloren haben, dann geht’s die nächste Woche genau gleich weiter, und wenn wir 2:1 gewonnen haben, dann geht’s auch gleich weiter. Das ist Fußball.“ Lassen wir diesen Ausblick Streichs auf das Schalke-Spiel einfach so stehen und freuen uns auf einen Abstiegskampf, in der so langsam nicht nur zwischen den Vereinen, sondern auch innerhalb der Klubs viele kleine Abstiegskämpfe toben.

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