Montag, 3. Oktober 2011

Da gehn sie die Bayern, aber wer folgt?

Alle zwei Jahre wird der FC Bayern deutscher Meister. Das ist halt so. Was wie ein Spruch auf einem Wiesn-Lebkuchenherz klingt, ist in der Fußball-Bundesliga bittere Wahrheit. Wenn ein Jahr einen Überraschungsmeister gebracht hat, dann rächt sich der Fußballgott in der folgenden Spielzeit mit einem souveränen Durchmarsch der Kicker von der Säbener Straße. Oder gibt es in diesem Jahr doch ein aufrührerisches Völkchen? Ist denn niemand da, der Paroli laufen lässt? Schau'n mer mal...

Borussia Dortmund

Der Vorjahresmeister sollte zumindest insgeheim auf die Titelverteidigung schielen. Und da können die Schwarz-Gelben erzählen was sie wollen: sie hatten Träume, in denen sie auch im Mai 2012 die Schale in den Himmel recken. Dann beschloss der Meister aber, Nuri Sahin nicht zu ersetzen und auf die Unverwundbarkeit von Lucas Barrios zu vertrauen. Beide Pläne sind schief gelaufen und so sammelt Papa Klopp die Reste seiner Mannschaft zusammen und versucht etwas Neues zu formen.

Leider hat auch der allwissende Trainer erste Fehler gemacht. Er hat mit Neven Subotic einen der talentiertesten Innenverteidiger Europas demontiert, indem er ihn gegen Augsburg auf die Bank gesetzt hat. Das bringt nur Unruhe, halb Italien spekuliert plötzlich auf eine Verpflichtung Subotics und auch wenn das den Spieler nicht juckt ist das nicht gerade Baldrian auf die angespannten Nerven.

Fazit: Dortmund hat zu viel mit sich selbst zu tun, sie werden den Bayern nicht gefährlich.

Bayer Leverkusen

Eigentlich erübrigt sich nach dem Auftritt der Werkself in der Allianz-Arena jeglicher Kommentar. Die Leverkusener haben selbst in 90 Minuten schlüssig zusammengefasst, warum sie nie deutscher Meister werden. Sie haben sich gegen Genk und Wolfsburg gefangen, was das wert ist, wird aber erst die Zukunft zeigen.

Immerhin scheint Robin Dutt langsam im Spitzenfußball anzukommen. Er hat dazu das mediale Eisbad nach der Schlappe in München gebraucht, das hat ihn abgehärtet. Es scheint, als habe er erst nach dem Bayern-Spiel gemerkt, welchen Situationen er sich öffentlich zu stellen hat. Rechnen wir ihm also hoch an, wie schnell er schwimmen gelernt hat – zum Titel reicht das aber noch lange nicht.

Fazit: Leverkusen wird nie deutscher Meister.

FC Schalke 04

Die Schalker haben es überhaupt nur in diese Liste geschafft, weil ihr Trainer nach einigen Interimslösungen wieder Huub Stevens heißt. Der Holländer wird ihnen Ergebnisfußball vom feinsten einprägen, einen ersten Vorgeschmack hat der Fan in Hamburg bekommen. Das sieht nicht gut aus, ist aber erfolgreich. Man könnte meinen, die Knappen sind die Angela Merkel des deutschen Fußballs.

Die Null muss zwar nicht mehr unbedingt stehen, wie Huub der Journalistenschar erklärte, aber vieles deutet darauf hin, dass die Spielkultur unter der neuen Wertschätzung für Jermaine Jones leiden wird. Schalke wird damit gefährlicher, weil sie mit den Waffen der Bayern kämpfen, und in unserer Liste sind sie die kaltschnäuzigsten. Warum sollen die also nicht am Ende Zweiter werden?

Fazit: Die Schalker werden viele „dreckige“ Punkte holen, aber Meister? Nie und nimmer!

Hannover 96

Ja, Hannover. Es wäre gemein, eine der beständigsten deutschen Mannschaften nicht in diese Liste aufzunehmen. Wenn so eine Heiopei-Mannschaft wie die Werkself als Bayern-Konkurrent gilt, dann erst recht Hannover („Heiopei“ habe ich übrigens gegooglet, das wird so geschrieben! Aber wird „gegooglet“ so geschrieben?). Die Truppe von Mirko Slomka hat sich nach der fabelhaften vergangenen Saison wieder oben eingereiht und beweist damit, dass die Zehn-Sekunden-Angriffe weiterhin funktionieren.

Sie hat sich zudem trotz des Erfolgs im Vorjahr die Unbekümmertheit bewahrt, den deutschen Meister geschlagen und jetzt gegen Bremen gewonnen. Das kann man schon als Big Points bezeichnen, in jedem Fall haben sie sich nicht an Absteigern gesund gestoßen. Die Hannoveraner werden natürlich nicht deutscher Meister, aber ich finde es nur fair, sie mittlerweile in einem Atemzug mit Leverkusen und Schalke zu nennen.

Fazit: Alle werden sagen, sie halten es nicht durch bis zum Ende, aber die kommen wieder in die Europa-League!

Werder Bremen

Ja, mein liebster norddeutscher Club. An den Bremern kann sich der neutrale Fan richtig abarbeiten. Der Trainer hätte längst gehen müssen, Hunt direkt hinterher und wer hat eigentlich den Silvestre gekauft, da müsste man doch Silvestre und Käufer gleich gemeinsam entsorgen! Und der Allofs, seit Diego hatte der doch keinen guten Einkauf mehr! So weit Volkes Stimme. Die Bremer interessiert das nicht. Sie machen ihr Ding. Viele behaupten das von sich, aber die Bremer machen wirklich ihr Ding.

Der Kader ist nicht schlecht besetzt, aber die Defensiv-Schwächen sind auch durch den Mertesacker-Verkauf nicht behoben worden. Bei Marko Arnautovic hängt zu viel von der Stimmung, der Befindlichkeit ab und all das bringt dann am Ende den internationalen Wettbewerb, aber nicht den Titel.

Fazit: Werder ist auf dem Weg zurück, kann aber noch lange nicht über den Deich gucken.

TSG Hoffenheim

Ja, die TSG. Dieser Traditionsclub aus dem Kraichgau darf hier nicht fehlen, hat man doch unter „Stani“ wieder zu altem Glanz zurückgefunden. Der ältere Fan fühlt sich bei den momentanen Ergebnissen fast daran erinnert, wie die große Mannschaft der 50er Jahre die Kreisliga aufgemischt hat. Spaß bei Seite. Wer auf einem Champions' League-Platz steht und dann die Bayern an den Rand einer Niederlage bringt, hat mehr geschafft als Bayer Leverkusen.

Aber auch Hoffenheim wird an mangelnder Beständigkeit scheitern. Es war schlau, mit Stanislawski einen emotionalen Trainer zu holen, das verleiht der Plastik-Truppe ein wenig Kontur. Der Hamburger muss sich auch wie im Schlaraffenland fühlen, bei der Qualität seiner neuen Mannschaft, verglichen mit seiner alten. Da ist viel Euphorie unterwegs aber das reicht natürlich nie zum Titel.

Fazit: Guter Versuch, TSG, aber seid froh wenn ihr es endlich mal in den Europapokal schafft.

PS: Wer jetzt Wolfsburg oder Stuttgart vermisst, sei an den Trainer des jeweiligen Clubs erinnert!

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