Donnerstag, 29. September 2011

Matthias und ich

Ich gebe Matthias Sammer nicht gerne recht, weil er der fiese Gegenspieler des erfolgreichen Gespanns um Jogi Löw ist. Auch, weil er immer so schlecht gelaunt ist und kaum echte Freude zulässt. An allem ist immer ein Haken. Nach dem Spiel der Dortmunder Borussia in Marseilles trafen sich allerdings Sammers Analyse und meine Sofa-Gedanken.

Wir beide, Matthias und ich, hatten das alles schon einmal gehört. Jürgen Klopp sprach von Lehrgeld, Mats Hummels und Neven Subotic gaben sich schuldbewusst nach ihren Fehlern. In der Europa League hatte es vor etwa zwölf Monaten ähnliche Reaktionen gegeben. Kein Wunder, auch dort verliefen die Spiele wie die aktuellen Vergleiche in der Champions League.

Gut gespielt, nix gewonnen, so begab es sich auch im von den Bayern so benannten „Cup der Verlierer“. Ein Frevel wäre es allerdings, wenn man jetzt sagen würde, die Dortmunder machten immer die gleichen Fehler. Vergessen wir nicht, dass sie mit dem Fahrstuhl einige Etagen nach oben gefahren sind, und das in einem Tempo, bei dem sich der schwache Magen leicht umdreht.

Bundesliga, Europa League, Champions League, das sind alles ganz verschiedene Paar Schuhe. Klar hat Dortmund durch den Meistertitel eine gewisse Klasse nachgewiesen. Klar haben sie in der Europa League Erfahrung gesammelt. Aber die Champions League-Abende gehen eben doch mehr an die Nerven. Sie sind das Schaufenster, in dem sich jeder zeigen will, das kann motivieren, aber auch lähmen.

Letzteres schaltete in Südfrankreich Mario Götze aus, er schien in den entscheidenden Situationen nicht ganz bei der Sache, er schwebte ein wenig über sich selbst, sich beobachtend in dem Bewusstsein, dass auch andere ihn beobachten. Aber auch ihm sollte kein Vorwurf gemacht werden. Dortmund hat sich den Erfolg in der Bundesliga hart erarbeitet. Sie merken gerade, dass nach dem Titel alles wieder bei Null anfängt und diese Erfahrung wird ihnen in den kommenden Jahren helfen.

Mit dem Ex-UEFA-Cup haben sie sich auseinandergesetzt, sie würden in diesem Wettbewerb gegen die Nummern vier bis sieben der europäischen Ligen in diesem Jahr sehr viel besser abschneiden. Sie haben es selbst zu verantworten, dass sie jetzt direkt wieder aufgestiegen sind, und da ist es ganz natürlich, dass sie wiederum Startschwierigkeiten haben. Festzustellen, dass die Worte denen des letzten Jahres gleichen, ist daher richtig, daraus sollte aber kein Vorwurf entstehen.

Noch ein Wort zu Sammer. Er hat noch gezeigt, warum ich ungern mit ihm einer Meinung bin. Unschuldig spielte Sky noch einmal die Telefon-Szene von Arsene Wenger auf der Tribüne ein, die dem Arsenal-Manager zwei weitere Spiele Sperre einbrachte. Sammer konnte sich richtig aufregen darüber. Da würde über so etwas einfach hinweggesehen, da würde das einfach mit zwei Spielen Sperre abgehandelt und man stelle sich nur mal vor, Steffen Freund hätte ähnliches bei der Jugend-WM praktiziert. Ja, er hätte wahrscheinlich zwei Spiele Sperre bekommen. Hoffen wir, dass Matthias Sammer nie in rechtsgebende oder -durchsetzende Position bei der FIFA gelangt. Das könnte manchen Trainer um einige Monate seiner Karriere bringen.

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