Sonntag, 25. September 2011

Unerträgliches aus dem deutschen Fernsehen

Drei Dinge sind am Wochenende aufgefallen, die dem neutralen Fan schwer im Magen liegen. Die Fernseh-Berichterstattung lud in jedem Fall zum Abschalten ein. Ein Brandstifter, ein Burnout-Opfer und ein vermeintliches Topspiel waren den Reportern von Sport1 und Sky Anlass genug, um eindrucksvoll zu zeigen, woran es der Sportberichterstattung fehlt: An Sachlichkeit und am rechten Maß.

Beginnen wir beim Doppelpass, es ging um den Umgang der Münchner Staatsanwaltschaft mit dem Bayern-Profi Breno. Eins vorweg: Wenn ein Vertreter der Staatsanwaltschaft sich hinstellt, und sagt, sie haben „Herrn Breno“ in U-Haft genommen, ist das schlicht skandalöses Auftreten. Sie sagen ja auch nicht, dass sie gegen Herrn Poldi ermitteln. Oder gegen Herrn Waldi. Wie ich auf den komme? Er saß auch in der Runde und hielt die Entscheidung, dass der Staatsanwalt U-Haft anordnet, für ein Unding und warf ihm vor, auch einmal etwas Wichtiges in eine Kamera sagen zu wollen.

Starker Tobak! Schade nur, dass sich einzig Thomas Strunz fand, der klarstellte, dass ein Richter das anordnet und seine Gründe dafür haben wird. Das ließ Waldi, einmal in Fahrt, natürlich nicht gelten und sprach jedem, der die juristische Entscheidung nicht in Frage stellt, den gesunden Menschenverstand ab. Das Publikum im Hotel, in dem Ribery schon Sex mit einer 17-Jährigen hatte, applaudierte. Wenn im bayrischen Umfeld des Doppelpasses, bei einem Sender, der gern 24 Stunden am Tag über Bayern berichten würde, ein Ur-Bayer ohne Hintergrundwissen so wettern darf, dann kann der Rest Deutschlands nur abschalten.

Wo wir bei Abschalten sind, am Samstag hat Sky das Spiel Bayern gegen Bayer übertragen. Als Kommentator war natürlich Marcel Reif dabei und als sein Co. trat Stefan Effenberg auf. Derjenige, der in der Redaktion des Pay-TV-Senders auf die Idee kam, zwei bekennende Bayern-Fans mit der Berichterstattung von dieser Partie zu betrauen, kann es nicht ernst gemeint haben. Oder er ist Bayern-Fan. Jedenfalls war es für jemanden wie mich, der den Bayern kritisch gegenüber steht, unerträglich, wie Effenberg und Reif von Gegentoren sprachen, wenn sie einen möglichen Leverkusener Treffer meinten. Nicht Gegentor der Bayern, sondern einfach Gegentor.

Lustige Wetten schlossen die beiden ab, wer denn für Robben vom Platz geht. Dazu ergötzten sie sich am Bayern-Spiel, jeder angekommene Pass wurde zur Weltklasse-Aktion hochgejubelt. Analyse des Leverkusener Spiels? Fehlanzeige! Marcel Reif ist sicher einer der profiliertesten deutschen Kommentatoren. Aber so kann sich Sky sein Gehalt sparen. Da können sie auch live Radio FC Bayern zuschalten!

Kommen wir noch zu Ralf Rangnick. Die Krankheit ist sehr ernst zu nehmen, da sie in eine Depression münden kann. Sie wurde jetzt aber erkannt und der ehemalige Schalker Trainer hat sich in Behandlung begeben. Er ist nicht, wie einige Beiträge im Rahmen der Bundesliga-Berichte vermuten lassen, dem Tod geweiht. Den Höhepunkt lieferte Sky, als der Sender getragene Musik einspielte, während Jessica Kastrop das Thema Rangnick ansprach.

Der Befund wird hochgejubelt und die Diskussion verliert jedes Maß. Ohne die Sache herunterzuspielen, ist doch auch klar, dass Rangnick in guten Händen ist und sich, sein Vermögen im Rücken, in Ruhe erholen kann. Will oder kann er später nicht mehr arbeiten? Egal! Sonst schreibt er halt ein Buch. Kommen wir doch alle auf den Teppich zurück und sparen uns unser Mitgefühl für die Menschen auf, die es wirklich nötig haben.

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