Sonntag, 25. September 2011

Stets bemüht

Das Piratenschiff hat die unbesiegbaren Gallier wieder einmal angegriffen. Mit neuem Kapitän, dem listigen Robin Dutt und in froher Hoffnung, die Unbesiegbaren könnten durch ein nahes Volksfest berauscht, nicht aufmerksam sein. Am Ende stiegen wieder einmal Blasen aus dem Wasser auf, Kapitän Robin klammerte sich an eine Planke und seine Mannschaft hatte 20 Minuten gekämpft und trieb dann 70 Minuten orientierungslos auf hoher See.

Es ist schon seltsam, dass Traditionen ohne logischen Grund weitergereicht werden. Dass Leverkusen in München verliert, und zwar sang- und klanglos, ist schon eine Art Naturgesetz geworden, obwohl die Akteure auf beiden Seiten wechseln und, so sollte man meinen, damit auch die Mentalitäten. Doch wie die Bayern einerseits ihr Personal immer wieder mit dem Mia-San-Mia-Winner-Gen ausstatten, scheint Leverkusen andererseits auch eine Kultur zu pflegen.

Der Bayer-Konzern bietet seinen Spielern wie kein anderer Arbeitgeber ein wohliges Nest. Man vergleiche das nur mit dem VW-Konzern, der mit Felix Magath als leitendem Angestellten in seiner Fußball-Mannschaft eine Leistungskultur etabliert hat, die manchen Unternehmensberater blass werden lässt. Am Rhein ist das anders. Hier soll die Jugend einen Hort finden, in dem sie sich entwickeln und später zu einem echten Fußballklub wechseln kann. So bilden einige treue Bayer-Veterane wie Simon Rolfes das Gerüst, die jungen Spieler darum herum wechseln und die ganze Entwicklung des Vereins bekommt etwas projekthaftes.

Was in dieser Truppe scheinbar völlig fehlt, sind die Emotionen. Nicht zufällig reicht es in Leverkusen immer nur zu Platz zwei. Egal, um welchen Wettbewerb es sich handelt, wenn es um den Titel geht, muss eine Mannschaft auch 110 Prozent abrufen können. Die Schmerzgrenze wird in Leverkusen aber selten überschritten. Schuld daran ist auch die Auswahl der Trainer, zumal im aktuellen Fall.

Robin Dutt kündigte nach dem Spiel in München eine sachliche Videoanalyse an. Das ist wahrscheinlich noch nicht einmal gelogen und die Ironie sprach auch nicht aus dem Trainer. Hilflos behauptete er, seine Mannschaft habe eine Körpersprache gehabt. Spieler, die im Alltag auf ein steriles Umfeld treffen, brauchen zumindest einen Bekloppten, der ihnen Feuer gibt. Dutt ist einfach kein Daum oder Toppmöller. Eine gut behütete Leverkusener Mannschaft braucht einen Trainer, der ihr Gefühl von Sicherheit  und Geborgenheit erschüttert, sei es durch über Kohlen laufen oder markige Ansprachen unter grauer Lockenpracht.

Mit der Videoanalyse wäre ich an Dutts Stelle übrigens vorsichtig. Sie könnte aufdecken, dass sein Tannenbäumchen schon beim ersten Windstoß abgeknickt ist. Außer Lars Bender schien kein Mittelfeldspieler genau über seine Position bescheid zu wissen. Der scheinbar narkotisierte Renato Augusto wird gut wegkommen, er ist kaum im Bild. Und der junge da Costa in der Abwehr kann dem Betrachter nur leid tun. Die Alternative Balitsch wäre die bessere gewesen. Immerhin geht’s Dutt noch nicht um den Job. Rudi Völler meinte nach dem Spiel, die Bayern seien einfach nicht zu schlagen im Moment. Hoffen wir, dass Tante Käthe die jungen Leverkusener nicht in Sachen Einstellung schult.

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