Donnerstag, 10. März 2011

Raus hier, aber nicht sofort!

Veh, van Gaal, vielleicht auch Magath, wenn er das Wochenende übersteht: Trainer werden nicht mehr in impulsiven Ausbrüchen von allmächtigen Präsidenten gefeuert sondern man einigt sich auf eine Vertragsauflösung zum Saisonende. Was friedlich klingt, ist wie Super Plus statt E10 für das Klima im Verein. Was soll der Trainer denn noch richtig machen, wenn bereits feststeht, dass er sein Projekt in der kommenden Saison nicht mehr fortführen wird. Wahrscheinlich wird es eine nicht gerade kleine Kluft zwischen der Bewertung der Restarbeit des Trainers durch den Verein einerseits und die Öffentlichkeit andererseits geben.
Der Trainer steht auf dem Prüfstand. Brüllt er die Spieler im Training noch genau so engagiert an wie noch vor zwei Wochen? Macht er sich noch die gleichen Gedanken um Gegner und Taktik wie zu dem Zeitpunkt, als sein Job noch sicher war? Greifen wir als Beispiel einmal Louis van Gaal heraus. Der holländische Zampano (das passt gut zu van Gaal, aber nur Magath wird immer Zampano genannt) kann eigentlich kein persönliches Interesse mehr am Erfolg des FC Bayern haben. Vielleicht packt ihn aber die Wut, vielleicht legt er jetzt noch einmal richtig los und coacht die Bayern zu allen verbliebenen Saisonzielen. Wenn die Bayern das Champions League-Finale erreichen und gleichzeitig Zweiter in der Bundesliga werden, sehe ich van Gaal schon bei KMH im Sportstudio sitzen. Er wird erklären, dass er den Karren aus dem Dreck gezogen hat und dass er Matthias Sammer alles Gute wünscht aber dass er daran zweifelt, ob so ein junger Trainer einen so großen Verein führen kann.
Nur in dieser Konstellation hat van Gaal seine Ehre gerettet und deshalb wird er alles geben. Die Motivation, die der Trainer in den kommenden Wochen an den Tag legen wird, resultiert also vermutlich nicht aus einem gewissen Berufsethos oder einer gefühlten Verpflichtung gegenüber dem Verein und seinen Fans. Vielmehr will es sich der auf Raten geschasste Trainer noch einmal selbst beweisen und sich obendrein für andere Clubs interessant machen. Die angekündigte Trennung zum Saisonende ist also ein kluger Schachzug des Vereins, wenn es sich um einen Übungsleiter handelt, der weiterhin als solcher arbeiten möchte. Andererseits, und da spricht nicht der Fußballfan aus mir, der grundsätzlich Trainerentlassungen fordert, ist die geplante Verabschiedung im Sommer eine der weichlichsten Aktionen, die der Profisport kennt. Wenn ich Vorstand bin und der Trainer passt mir nicht, dann muss ich ihn feuern, denn sonst setze ich meinen Club der schlechten Arbeit eines Louis van Gaal aus. Warum sollte ich gerade in so einer entscheidenden Phase der Saison jemanden beschäftigen, dessen Arbeit ich für nicht gut genug halte? Warum schmeiße ich einen leitenden Angestellten (Veh), der öffentlich erklärt, dass mein Unternehmen ein Chaos-Verein ist, nicht sofort raus? Weichlich sind aber auch die Trainer. Warum gehe ich nicht, wenn mir gesagt wird, ich bin nicht gut genug? Warum ist Felix Magath noch Schalke-Trainer, obwohl er längst weiß, dass er es am kommenden Dienstag wahrscheinlich nicht mehr ist?
Die Entwicklung ist seltsam, denn verabredete Trennungen kennen wir etwa von Huub Stevens, der wegen seiner erkrankten Frau mehrfach gekündigt hat. Verständlich, denn Salzburg liegt sehr viel näher an der holländischen Heimat als Gelsenkirchen oder Hamburg. In seinen Fällen hinterließ er aber stets ein gut bestelltes Feld und er war selbst der Urheber der Vertragsauflösung. Der traditionelle Rausschmiss erfolgte bisher aber immer akut und eben nicht zum Saisonende. Die Vereine lassen sich letztlich auf einen Deal ein, aus dem sie eigentlich nur als Verlierer hervorgehen können. Aus dem Schneider ist nämlich wahrscheinlich nicht die Mannschaft, sondern der Trainer. Gewinnt er, heißt es, warum haben die den nicht behalten? Dieser Effekt wird durch eine Auftakt-Heimniederlage des neuen Trainers noch verstärkt. Verliert der sich verabschiedende Trainer, dann wird ihm vermutlich die nötige Unterstützung des Vorstandes abgesprochen. Er ist dann, wie es so schön heißt, durch die vorzeitige Entlassung demontiert.
Also traut euch, liebe Vorstände, schmeißt eure Trainer raus, denn es ist, wenn das sprichwörtliche Tischtuch zerschnitten ist, das beste für alle Seiten. Und denkt wenigstens kurz an Lothar Matthäus und Peter Neururer, denn seid euch sicher, sie denken auch an euch.

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