Donnerstag, 17. März 2011

Nicht verrückt machen lassen, liebe Schalker!

Ein bisschen viel Schalke in diesem Blog in den vergangenen Monaten, oder nicht? Was soll ich machen, bei den Knappen ist eben immer etwas los und die Neuigkeiten sind jeweils sehr spektakulär. Jetzt ist Magath also weg und Ralf Rangnick kommt. Von der Neubesetzung des Trainerpostens überrascht konnte ich mir heute nicht direkt eine Meinung darüber bilden, ob der schwäbische Professor den Königsblauen weiterhelfen kann. Scheinbar konnte das die Online-Redaktion des Spiegel genauso wenig, anders sind jedenfalls die Beiträge von Peter Ahrens ("Rangnick ist wieder einer, der die Deutungshoheit über den Fußball für sich reklamiert. Noch einer, der möglichst viele Kompetenzen bei sich vereinigen möchte und der es hasst, wenn ihm von der Vereinsführung dabei Beschränkungen auferlegt werden.") und Christoph Ruf ("Schalke hat nicht nur einen Fußballfachmann bekommen, sondern einen Menschen, der die Antennen dafür hat, um zu begreifen, wo er arbeitet.") nicht zu erklären.
Der Spiegel laviert also zwischen zwei Urteilen. Hat sich Tönnies nun ein neues Alpha-Männchen ans Bein gebunden oder ist Rangnick tatsächlich glücklich, wieder bei Schalke zu arbeiten und fügt sich in die Hierarchie beim Revier-Club? Es deutet viel darauf hin, dass Rangnick zunächst einen recht einfachen Job haben wird. In der Bundesliga wird nichts von seiner Mannschaft erwartet, dort hätten die Fans wahrscheinlich selbst dem verhassten Magath noch den einen oder anderen Gurkenkick durchgehen lassen. In der Champions League kommt es auf das Los am morgigen Freitag an. Gegen die Topclubs kann Schalke nur gewinnen, ironischerweise wären also Tottenham und Donezk die fatalsten Gegner, könnte bei diesen in Europa nicht an erster Stelle genannten Namen doch schnell wieder der Schalker Größenwahn erstarken. In zwei Spielen gegen den ukrainischen Meister wird der eine oder andere Fan, befeuert durch manchen Fernsehexperten, ein Weiterkommen fest einplanen. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird der neue Trainer in der Königsklasse aber nicht viel zu verlieren haben.
Im DFB-Pokal gibt es zwar eine Menge zu verlieren, schließlich droht die Blamage gegen einen Zweitligisten. Angesichts der Formkurve des MSV Duisburg wird eine Sensation in Berlin allerdings immer unwahrscheinlicher. Die Zebras haben sich gerade aus dem Aufstiegsrennen verabschiedet und werden hoffentlich auch morgen gegen die Fortuna nicht zu alter Stärke zurückfinden. Und seien wir doch mal ehrlich, wie oft sind in den vergangenen Jahren Außenseiter ins DFB-Pokal-Finale gestartet und wurden auch genau als solche abgefertigt? Kurzum, Rangnick bekommt wahrscheinlich den einfachsten Titel seiner Karriere geschenkt.
Die laufende Saison wird ihm also keine Sorgen bereiten. Holt man aber Rangnick, dann denkt man wahrscheinlich langfristig. Der Viererketten-Experte des ZDF stellt eine Mannschaft nach seinen Vorstellungen zusammen. Die Mannschaft, die er jetzt übernimmt, wirkt keinesfalls fertig, vor einige vollendete Tatsachen wir er jedoch gestellt. Rangnick hat bei Hoffenheim oft mit drei Spitzen agieren lassen. Dieses System wäre auf Hunterlaar, Farfan und einen Edu oder ggf. einen Neueinkauf im Sommer ausgerichtet (Demba Ba?). Doch wo bleibt da Raul? Die kämpferische Art des spanischen Stars wird Rangnick gefallen, aber wird er auch auf zwei Spitzen umstellen? Und wenn der Trainer umstellt, um Raul spielen zu lassen, steht er dann noch hinter dem System? Die Abwehr wird Rangnick so übernehmen wie sie ist. Wer aus Ibertsberger, Compper, Vorsah und Beck eine bundesligataugliche Reihe formt, der wird auch das Material auf Schalke einzusetzen wissen, zumal sich Escudero (freilich zu spät für seinen Käufer) als echte Verstärkung erweist. Im Mittelfeld sind einige Spieler beschäftigt, die der neue Trainer wohl austauschen wird. Magaths Spiel ist auf lange Bälle und eine stabile doppelte Sechs ausgerichtet. Rangnick wird wohl eher auf den kleinen Annan als auf Spieler der Marke Kluge setzen, einfach der spielerischen Fähigkeiten halber. Fraglich ist, ob die kuriosen Winter-Transfers noch ins Gewicht fallen und wie Quälix mit den Finazen rumgesaut hat. Mal sehen, was sich im Sommer personell tut, ob die Stars bleiben und ob neue kommen. Manuel Neuer geht zu Bayern, dafür könnte der ablösefreie Rost eine Rückkehr im Schalker Tor feiern. Er hat schon angekündigt, den HSV im Sommer zu verlassen und hat sich durch seinen Spruch am ersten Schalker Arbeistag des Rangnick-Nachfolgers Slomka als loyal erwiesen (Rost in der Kabine: "Ich seh' hier keinen Trainer, ich seh' hier nur 'nen Co."). Schade, dass die Neuer-Millionen dieses Mal wohl wirklich zum Schulden-Abbau genutzt werden müssen.
Eins noch zum Abschluss der Ära Magath. Die Facebook-Offensive hat ihren Zweck scheinbar nicht erfüllt. Für die Nachwelt also noch einmal die letzten Worte:
 (Der geschwärzte Fan bin NICHT ich! Dennoch soll seine Identität geschützt werden.)

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