Dienstag, 8. Februar 2011

Trottel ohne Schirm

Sechs Monate können eine lange Zeit sein. Zum Beispiel für das Au Pair-Mädchen aus Düsseldorf Oberkassel, das unbedingt mal die weite Welt sehen wollte, nach zwei Tagen in Peru aber schon fürchterliches Heimweh hat. Halbjährige Verletzungspausen wirken ebenfalls unglaublich lang, ist der Kreuzbandriss doch immer noch so etwas wie die Königsdisziplin unter den Verletzungen. Ein Aufenthalt im Gefängnis von Januar bis Juli ist auch nicht gerade kurz, wenn man es nicht gewohnt ist. Für die Amtszeit eines Bundesliga-Trainers ist ein halbes Jahr hingegen sehr wenig, vor allem wenn er als Neueinsteiger mit einem Meistertitel im Gepäck und gutem Salär bei einem eigentlich gut situierten Club angeheuert hat. Lag's etwa an Vorbehalten gegen so genannte "Inselaffen"?
Steve McClaren war der erste englische Trainer in der Bundesliga. Ziemlich spät, wird doch in England und Deutschland ähnlich inbrünstig dem runden Leder nachgejagt. Eigentlich hätte da schon früher ein Trainer-Austausch stattfinden müssen. Tatsächlich war McClaren nicht nur der erste Engländer in der Bundesliga, in der höchsten englischen Spielklasse hat es sogar noch nie einen deutschen Trainer gegeben. Insofern hat das Mutterland uns sogar etwas voraus, hat es geschafft, jemanden einzuschleusen. Ein bisschen mehr Mühe bei der Auswahl hätten sie sich allerdings geben können. 
Trainer beider Länder scheinen jedenfalls den Wechsel ins Land des Lieblings-Fußballfeindes zu scheuen. Nur an der Rivalität kann es nicht liegen, sonst würden sich nicht so viele Holländer in der Bundesliga tummeln. Und sogar Dänen, Rumänen, Kroaten und Schweizer sind in der Bundesliga häufiger anzutreffen als englische Trainer. Die Engländer holen sich auch Fachpersonal aus Italien und Frankreich, greifen aber nicht auf Übungsleiter Made in Germany zurück.Vielleicht liegt es an verschiedenen Auffassungen des Fußballs und über die Interpretation des Trainer-Postens. Der Manager hat in England, das hat sich auch bei uns schon allgemein herumgesprochen, in etwa Magathsche Befugnisse, was aus guten Gründen nur wenigen deutschen Trainern zugetraut wird. Zu sehr Ballonseide und zu wenig Armani waren lange Jahre unsere Männer an der Seitenlinie. Werner Lorant bei Vertragsverhandlungen, Peter Neururer beim Feilschen mit dem Trikot-Sponsor, Christoph Daum im Clinch mit einem spanischen Vereinspräsidenten um die Dienste eines ghanaischen Sturmtalents? All das ist schwer vorstellbar. Smarte Typen wie Armin Veh, Ralf Rangnick oder Ottmar Hitzfeld haben erst langsam die Bühne betreten und verpassen es in der Regel auch, sich im geschäftlichen Bereich auszeichnen. Felix Magath genügte ein erfolgreiches allmächtiges Gastspiel in Wolfsburg um sich als Manager auf der Insel ins Gespräch zu bringen. Jürgen Klinsmann mit seinen modernen Vorstellungen der Mannschaftsführung (Training macht ein anderer) war sogar schon ein Thema in Liverpool. Daraus ist die grundsätzliche Bereitschaft der Premier League-Clubs abzulesen, deutsche Trainer zu verpflichten, es scheint nur keine zu geben, die ins Anforderungsprofil passen. Und wenn schon ein Kraut, so mag mancher Vereinsboss denken, dann muss der auch Erfolge bringen, sonst bekomme ich den von der "Sun" um die Ohren gehauen. Mal sehen, ob das Modell Magath trotz Magath in Deutschland Schule macht und der neue Trainertyp dann auch auf der Insel gefragt sein wird.
Und woran liegt's nun, dass es hierzulande bis auf McClaren keine englischen Trainer gegeben hat? Na, liegt doch auf der Hand! Was wollen wir denn mit denen?

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