Dienstag, 7. Dezember 2010

Ballköniginnen

In keiner Lebenslage ist ein Korb eine angenehme Erfahrung. Daher arbeitet eigentlich auch niemand aktiv darauf hin, abgewiesen zu werden. Eine Ausnahme macht da mal wieder der 1. FC Köln. Die Liste der Kandidaten auf den Manager-Posten, bei denen der Noch-Bundesligist in den vergangenen Tagen angefragt hat, lässt auf nichts anderes als eine Lust an der Absage schließen. Oliver Kahn, Klaus Allofs, Horst Heldt, Matthias Sammer, Jörg Schmadtke und Dietmar Beiersdorfer hatten gerade aus unerfindlichen Gründen besseres zu tun, als den Geißbock-Club zu sanieren. Dabei bietet Köln doch ein heimeliges Umfeld für einen Manager. Die Finazen sind solide, der Kader ist ausgewogen, die Erwartungshaltung ist traditionell niedrig und eine Medienlandschaft gibt es in Köln praktisch nicht.
Im Ernst, Geschäftsführer Claus Horstmann ist nicht zu beneiden. Erst wurde er zum neuen starken Mann in der Domstadt ausgerufen, da der Präsident mit einem vorübergehenden Glaubwürdigkeitsproblem zu kämpfen hat (aber deshalb noch lange nicht abtritt). Der ehemalige Deutschland-Chef von Center Parcs sieht seine Rolle zwar nicht ganz so exponiert, muss jetzt aber herumtelefonieren, ob jemand Lust hat, die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Die genannten Namen decken auf, dass auch Horstmann, seit 10 Jahren in Köln, schon ganz der wahnwitzigen Idee verfallen ist, der FC sei eine der Top-Adressen in Deutschland. Lange ignorieren die Verantwortlichen schon den Aufstieg von Vereinen wie Mainz, Hannover oder Freiburg. Traditionsvereine, davon kann auch ich als Düsseldorfer ein Liedchen singen, neigen dazu, für sich eine Sonderstellung einzufordern und vergessen darüber, solide und ernsthaft an wirtschaftlichem und sportlichem Erfolg zu arbeiten. Die Marke, die Clubs wie Köln, Mönchengladbach oder Kaiserslautern verkörpern, rettet sie in schweren Zeiten immer wieder vor dem Ruin. Köln hat durch die Verankerung in der Stadt, die vielen Fans und das emotionale Empfinden der Wirtschaft für den Club einen Fallschirm, auf den sich emsig schaffende Bundesligisten wie Mainz nicht verlassen können.
Und so nimmt die Manager-Suche nicht im gesunden Mittelfeld, sondern ganz oben ihren Anfang. Der Verein setzt sich einerseits der Peinlichkeit vieler Absagen aus und sorgt andererseits für immer geringere Chancen bei den noch offenen Kandidaten, die natürlich auch gerne als erste gefragt worden wären. Der hässlichste Junge des Jahrgangs hat sich Mut angetrunken und zielstrebig die Ballköniginnen angesprochen. Dass die hübschen Mädchen nicht mit ihm tanzen wollen, liegt dabei aber nur zum Teil an ihm selbst. Sie sind, wie das bei hübschen Mädchen so ist, vielfach in festen Händen. Horst Heldt ist Thronfolger von Felix Magath auf Schalke, es wäre entsetzlich dämlich von ihm, den Knappen den Rücken zu kehren, um unter Umständen den Gang in die zweite Liga anzutreten. Das kann er zur Not auch bei den Königsblauen haben. Matthias Sammer will immer noch Bundestrainer werden, weil er nur da weiterhin so ungefragt dozieren und gleichzeitig sein Können auf dem wichtigsten Posten im Land einsetzen kann. Dietmar Beiersdorfer war eigentlich kein schlechter Versuch. Bei Red Bull Salzburg hat er auch noch keine Bäume ausgerissen und im Vergleich zum Fußball in Österreich könnte sogar die deutsche zweite Liga reizen. Jörg Schmadtke war vielleicht zu Saisonbeginn zu haben, inzwischen ist seine Beziehung zu Hannover aber wieder auf einem guten Weg. Klaus Allofs geht es gerade nicht gut in Bremen, das haben sie am Rhein schon richtig erkannt. Aber ihm deshalb gleich die suizidale Neigung zuzutrauen, sich dem FC anzuschließen, ist der Interpretation dann doch ein wenig zu viel. Und Oliver Kahn? Der macht's nicht unter dem FC Bayern. Ein Oliver Kahn unterschreibt nicht in Köln.
Die zuletzt gehandelten Gerhard Poschner und Oliver Kreuzer sind schon eher die Kategorie, in der der FC suchen sollte. Unbeschriebene Blätter mit Sachverstand und ohne eine Vorgeschichte, die per se erst einmal fünf Wochen lang den Kölner Express füllt. Es wäre schön, wenn der Neue dem Verein ein wenig Bescheidenheit beibringen könnte, denn angesichts der sportlich ungewissen Zukunft werden die Kölner davon eine gehörige Portion brauchen.

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