Donnerstag, 5. November 2009

Alter schützt vor Toren nicht

Paolo Maldini spielt nicht mehr für den AC Mailand, das sei allen, die die Geschicke des italienischen Clubs und Berlusconi-Spielzeugs nicht so intensiv verfolgen, als Vorab-Information gegönnt. Entgegen weit verbreiteter Vorurteile, würde er den Altersschnitt des Kaders nicht senken. Am Dienstag spielte die als Altherren-Truppe, Altenheim oder rüstige Fußballrentner belächelte Elf aus Norditalien gegen Real Madrid. Das Hinspiel im Bernabeu hatte Milan bereits gewonnen, und so waren sie, trotz aller Unterschiede zum sich wieder in galaktische Höhen emporhebenden weißen Ballett so etwas wie der Favorit im Heimspiel. Über 250 Mio. Euro hatte Madrid vor der Saison ausgegeben, um seine Chancen auf den Gewinn von Meisterschaft und Champions League zu verbessern. Der AC Mailand hat vor der Saison nicht einmal ein Zehntel davon auf den Markt gebracht, und von dieser heutzutage kaum noch beachtenswerten Summe von gut 22 Mio. Euro entfielen noch 15 Mio. auf den bislang kaum in Erscheinung getretenen Klaas-Jan Huntelaar, dem der VfB Stuttgart trotz aktueller Sturmkrise keine Träne hinterherweinen sollte. Es waren auch nicht die Sturmreihen, die dieses Spiel in San Siro bestimmten, es waren - wie immer auf hohem Niveau - die Abwehrrecken (ein Thema, auf das Ihr Herrn Badstuber in den kommenden Tagen besser nicht ansprecht...).
Dabei trafen der erstaunlich starke Thiago Silva, ein 25-jähriger Brasilianer, der seit Januar in Mailand spielt und Alessandro Nesta auf den nicht immer sattelfesten potugiesischen Nationalspieler Pepe und seinen Nebenmann Raul Albiol. Auf dem Flügel half bei den Spaniern noch der gegen Pato überforderte Arbeloa aus. Der starken Mailänder Defensive stand der vorzüglich besetzte Sturm der Königlichen mit Benzema und Heimkehrer Kaka gegenüber und auf der anderen Seite stand eine mittelmäßige Abwehr erst viel zu spät dem nur eingewechselten Inzaghi entgegen, der sie dann auch prompt ins Schwimmen brachte. Sein Vorgänger Marco Borriello versuchte zwar alles, um seinen Vereinskameraden an Theatralik zu überbieten, spielte aber zu brav und vorhersehbar, um die traditionell seltsam agierende Abwehr der Spanier ins Wanken zu bringen.

So war das Unentschieden am Ende ein logisches Ergebnis, das auch durchaus dem Leistungsstand beider Teams entsprach. Haben sich also die Ausgaben für Real nicht gelohnt, oder war es eines dieser berühmten letzten Gefechte der alten Kempen, die sich noch einmal auf ihr Können verlassen haben, aber niemals über eine ganze Saison dieses Niveau halten können. Letztere Lösung sah auch der Sky-"Experte" Ottmar Hitzfeld als wahrscheinlich an, zu ihm und seinen Bayern wird aber auch noch etwas zu sagen sein. Ich glaube eher, dass die Mannschaft des AC Mailand erheblich unterschätzt wird. Einige beim AC Mailand sind nicht mehr die jüngsten. Nach dem Abgang von Maldini ist aber auch niemand mehr so richtig alt. Die so genannten Altenheim-Bewohner sind zwischen 30 und 33 Jahren alt, das ist noch kein Alter, in dem Fußballer nach 60 Minuten völlig entkräftet ausgewechselt werden müssen. Im Übrigen arbeitet der AC Mailand seit langen mit den neuesten wissenschaftlichen Methoden in Traingssteuerung und Ernährung der Spieler. Paolo Maldini hat in den vergangenen Jahren immer wieder betont, dass auch diese Arbeit der Trainer seinen Karriereherbst so lange hinausgezögert hat. Wir können also beruhigt davon ausgehen dass ein Clarence Seedorf (33), ein Alessandro Nesta (33) und ein Filippo Inzaghi (36) noch durchaus fitte Spieler sind. Als Beispiel aus der Bundesliga sei hier Ze Roberto genannt, bei dem es auch keine Diskussion um seine körperliche Verfassung gibt. Wenn Milan also den Verjüngungsprozess, den sie mit Hochkarätern wie Pato, Flamini und Huntelaar eingeleitet haben, abschließen können, bevor ihre alten Herren wirklich alt werden, könnte sogar ein reibungsloser Übergang gelingen, der von Spielern wir Pirlo und dem wieder erstarkten Ronaldinho getragen wird.

Ein Wort noch zu Ottmar Hitzfeld. Was müssen die Bayern ihm eigentlich noch alles antun, damit er endlich von seinem Ex-Club abrückt. Zweimal haben sie ihn jetzt schon in die Wüste geschickt und er stellt sich nach dem Debakel gegen Bordeaux ins Fernsehen und redet die Niederlage schön, als ginge es noch um seinen eigenen Job. Seine Loyalität ist albern und es kann ja auch nicht im Sinn des übertragenden Senders sein, eine kleine Bayern-Sprechpuppe im Studio zu haben, die in etwa den Zündstoff von einem Glas warmer Milch liefert. Da war vom nicht gewährten Elfmeter die Rede, von einem guten Spiel der Münchener, von viel Pech. Dieses Blabla verzeihen wir den Verantwortlichen zähneknirschend, weil sie ja nichts anderes sagen können. Aber Ottmar Hitzfeld sollte nach seiner glänzenden Karriere und seinen neuerlichen Erfolgen als Nationaltrainer endlich den Mumm aufbringen, auch einmal gegen seinen FC Bayern zu sprechen. Das verträgt auch das Image eines Gentleman.

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