Mittwoch, 30. September 2009

Die Liga der Besten

Ohne Langeweile verbreiten und immer die gleiche Leier spielen zu wollen, bietet sich nach dem gestrigen Abend einmal mehr ein kleiner Vergleich zwischen dem Abschneiden des VfB Stuttgart und anderen ambitionierten Vereinen der Champions' League an. Ich habe mir das Spiel des FC Arsenal gegen Olympiakos Piräus angesehen und sah, wie Fußball auch aussehen kann, dass das gleiche Spiel mit den gleichen Regeln und dem gleichen zur Verfügung gestellten Material auch anmutig, rasend schnell und doch immer kontrolliert sein kann. Thomas Hitzlsperger stand nach seinem Auftritt in Rumänien wie ein Häufchen Elend vor der Kamera. Sie würden im Moment nicht schön spielen, sondern nur arbeiten, berichtete er in einer ersten Stellungnahme nach dem Unentschieden beim rumänischen Meister, der selbst nicht einmal ein europapokaltaugliches Stadion vorweisen kann. Dass diese Erkenntnis nicht der vollendeten Weisheit bedurfte, das war für diejenigen, die das Spiel nicht live verfolgt hatten, schon anhand der "Höhepunkte" und der Niedergeschlagenheit von Hansi Müller nachvollziehbar. Aber warum hakt es so beim VfB? Warum kann diese Mannschaft, die in der vergangenen Rückrunde noch die ganze Liga schwindelig gespielt hat, jetzt nicht einmal mehr Grundsätzliches abrufen?
Der Weggang von Mario Gomez könnte ein Grund sein. Er hat, halte man von ihm was man will, Tore am laufenden Band geschossen, und sein Nachfolger, der bisher überaus glücklos agierende Pavel Pogrebnyak vermag ihn vor allem in dieser Hinsicht nicht zu ersetzen. Durch den Abgang von Gomez fehlen nicht nur die Tore, die in Stuttgart Verbliebenen gingen auch noch mit dem Gefühl in die Saison, der FC Bayern hätte ihnen Herz und Hirn entrissen, dabei haben die Münchener allerhöchstens den linken Arm entwendet. Die derart fieberhafte Suche der Sommerpause nach einem Stürmer und einem Spielmacher konnte leicht den Eindruck erwecken, dass es eine Katastrophe wäre, mit dem vorhandenen Spielermaterial in die Saison zu gehen. Nun ist Hleb, der Spielmacher, mal nicht in Form und mal verletzt und Pogrebnyak, der Stürmer, trifft nicht. Da ist es fast logisch, dass spielerisch nichts läuft bei den Schwaben und vorne die Gefahr fehlt. Im Prinzip können Horst Heldt und Markus Babbel sich auf die Schultern klopfen, haben sie doch im Sommer die Schwachstellen des Teams genau erkannt. Die Frage ist jetzt, ob die Spieler, für die so engagiert stärkere Alternativen gesucht wurden, die Kohlen aus dem Feuer holen wollen.

Aus der Misere hilft demnach nur eine steigende Formkurve bei den beiden Schlüsselspielern, bis das der Fall ist, gibt es die üblichen Durchhalteparolen. Wer Markus Babbel so reden hört nach dem Unentschieden in Bukarest, bekommt den Eindruck, dass die Interviews in einer der ersten Stunden des Trainer-Lehrgangs in Köln einstudiert werden. Babbel sprach von dem immensen Vorteil, dass Stuttgart alles in der eigenen Hand habe und nicht auf andere hoffen müsste. Mal umgekehrt gefragt: Wie hätten die ersten beiden Spiele zu Hause gegen die Glasgow Rangers und beim rumänischen Meister denn verlaufen sollen, dass die Stuttgarter schon ab dem dritten Spieltag auf Schützenhilfe angewiesen sind? Schade, dass der sonst in diesen Dingen sehr findige Patrick Wasserziehr diesen Unsinn auch noch wiederholt durchgehen ließ.

Die Stuttgarter werden nach den kommenden beiden Spielen gegen den FC Sevilla vermutlich nichts mehr in der Hand haben. Beim Vergleich, wie die Spanier beim 4-1 in Ibrox mit den Rangers verfahren sind, und wie die gleichen Schotten in der Mercedes Benz-Arena auftreten durften, kann dem Sympathisanten des VfB nur Angst und Bange werden. Mit einem aus Luis Fabiano und Freddy Kanoute zusammengesetzten Sturm mussten sie sich im Ländle in dieser Saison noch nicht befassen und die Verteidigung hat beim Gegentor gestern schon einen dezenten Hinweis gegeben, wie sie zu knacken ist. Der Hinweis von Babbel und dem Experten Hansi Müller, die Spanier seien ja mit sechs Punkten vielleicht etwas nachlässig, offenbart eine Ratlosigkeit, die andernorts schon zu Trainer-Entlassungen geführt. Hoffen wir, dass es anders kommt als erwartet, jetzt, wo die Bundesliga in der Fünfjahreswertung gerade wieder so gut dasteht.

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