Freitag, 4. September 2009

Die Hoeneß-Leberwurst, heute beleidigt

Lothar Matthäus, ein Spiel hat 93 Minuten, Jürgen Klinsmann, Fitness-Trainer aus den USA, Christoph Daum, manchmal Jogi Löw, immer wieder Real Madrid und das große Geld, all das sind Themen, die die Bayern-Führung um Uli Hoeneß zumindest in einen zornigen Grundzustand, einen bayrisch-grantelnden Modus versetzen. Nichts setzt ihnen allerdings so sehr zu wie Kritik an ihrer eigenen Arbeit, um so schlimmer trifft es die Herren von den Business-Seats, wenn diese Kritik auch noch von ehemaligen Zöglingen, von echten Bayern-Jüngern mit dem berühmten Sieger-Gen geäußert wird. Stefan Effenberg und Oliver Kahn sind genau solche Typen und Karl-Heinz Rummenigge und die anderen Verantwortlichen wissen, dass das Wort dieser Spieler zählt, dass sie die Äußerungen ihrer ehemaligen Führungsspieler selbst so oft für sakrosankt erklärt haben, dass sie in Erklärungsnot geraten, wenn ausgerechnet diese Päpste des Spielfeldrand-Interviews an der Arbeit ihrer früheren Bosse herummäkeln.
Dann handelt es sich nicht um Einwürfe eines am Rande der Senilität stehenden Golfspielers sondern um ein gefundenes Fressen für jeden Sportteil. Auch deshalb reagiert die bajuwarische Troika so gereizt, wenn die beiden Vorgänger von Mark van Bommel als Bayern-Kapitäne sich zu Wort melden und die Einkaufspolitik kritisieren (Effenberg) und Michael Rensing zur Aufgabe beim Rekordmeister raten (Kahn). Beide Themen sind hochsensibel, wahre Wespennester, denn Uli Hoeneß ist ja nicht einfältig. Er wird auch wissen, dass es mit Rensing als Nummer Eins eines Champions League-Siegers nichts mehr wird. Und dass der junge Badstuber und der eigentlich schon fast verkaufte van Buyten den Herren Messi, Henry und Ibrahimovic schlaflose Nächte bereiten, wird selbst nach ein paar Weißbieren eher als unwahrscheinlich eingeschätzt. Effenberg und Kahn haben recht, und das wissen die Bayern und deshalb schlagen sie umso wilder um sich. Die beiden ehemaligen Spieler sollten sich einen anständigen Job suchen, war da zu lesen, was schon ein bisschen nach dem "Macht Ihr's doch besser" der beleidigten Leberwurst aus der hoeneßschen Fabrik klang. Kahn fehlt die Souveränität solche Attacken schlicht zu überschweigen, und so schaukelt sich über die BILD gerade ein veritabler Streit echter Fußball-Schwergewichte hoch, bis am Ende der Zerfleischung der Kaiser zu einem Schmaus in Kitzbühel laden wird und alle sich vertragen. Bis dahin haben wir wenigstens genug Stoff für die gähnend langweilige Länderspielpause, in der nicht einmal der sonst so rebellisch daherkommende Torsten Frings für ein wenig Unterhaltung sorgt.
Ein Wort aber noch zu den Bayern. Den Hut ziehe ich davor, wie hoch bei den Offensiv-Transfers gepokert wurde. Robben zu versprechen, dass Franck Ribery bleibt, wird in der Winterpause noch ein Thema werden. Der niederländische Neu-Bayer hat klar formuliert, wie er sich die Zukunft beim FC Bayern vorstellt - mit weiteren Stars und internationalen Titeln. Da hat Uli Hoeneß in seinem letzten halben Jahr als Manager, und vor allem der Novize Christian Nerlinger noch eine Menge Holz zu hacken. Wenigstens ist mit dem FC Chelsea ein wesentlicher Spielermagnet zunächst kalt gestellt. Sollten Robben und Ribery den Bayern gemeinsam den Rücken kehren, stehen die Roten vor einem Scherbenhaufen. Dann hakt es nämlich endgültig auch in der Offensive.

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