
Mit der Frage, ob diese junge Dame nun den zweiten alternden Torwart den Spätabend seiner Karriere kostet, lässt sich vielleicht eine etwas sachlichere Perspektive auf die Vorkommnisse in Stuttgart finden. Horst Heldt und Markus Babbel haben ihren Torwart vor dem Spiel in Lübeck suspendiert. Lübeck hat zwar völlig überraschend in der ersten Pokalrunde den FSV Mainz 05 ausgeschaltet, dürfte aber selbst für schwächelnde Schwaben ein machbarer Gegner sein. Es fällt also leicht, vor einem solchen Spiel Stärke zu beweisen. Horst Heldt ist einen Monat, Markus Babbel sogar drei Jahre jünger als Lehmann. Möglich, dass die beiden das Bedürfnis hatten, ihrem Angestellten die Grenzen aufzuzeigen und zu demonstrieren, wer der Herr im Haus ist. Es mutet jedoch reichlich übertrieben an, für Donnerstag ein weiteres Gespräch mit dem Spieler anzukündigen und dann über weitere Konsequenzen sprechen zu wollen. Das ist dann doch ein bisschen dick aufgetragen für einen unangekündigten Auftritt im Bierzelt, der obendrein noch im Rahmen einer Charity-Veranstaltung stattfand. Da drängt sich der Eindruck auf, dass die Krise um die spielerische Armut, die große Ratlosigkeit und die zählbare Erfolglosigkeit des Teams hinter den Vorhang einer Posse um einen ohnehin polarisierenden und sich daher als Zankapfel sehr gut eignenden "Führungsspieler" gezerrt werden sollte. Gegen Lübeck wird es für Babbel schon irgendwie hinhauen, und am Donnerstag würde alles andere als eine Versöhnung schon sehr verwundern. Auch Lehmann dürfte es letztlich verschmerzen, die Reise nach Lübeck nicht antreten zu dürfen. Erst am kommenden Samstag in Frankfurt wird sich zeigen, ob Babbel nicht nur mit flüchtigen Torhütern, sondern auch mit einer desolaten Mannschaft umgehen kann. Falls nicht, könnte schnell Lehmann derjenige sein, der seinen Trainer als Angestellter des VfB überdauert.
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