Dienstag, 28. Juli 2009

Was erwartet uns? (2)

Griiiechischer Wein... Was wie das Glaubensbekenntnis von MV klingt, könnte auch ein Motto für den Sturm von Eintracht Frankfurt abgeben, denn Ioannis Amanatidis und Nikos Liberopoulos sind die großen Hoffnungen des neuen Trainers Michael Skibbe, der nach einer "Erfahrung" in der Türkei, wieder bei einem soliden Mittelklasse-Club der Bundesliga untergekommen ist. Die Ehrenrunde am Bosporus ist eben doch das Heilmittel für den angekratzten Ruf von erfolglosen Trainern, die hierzulande eigentlich niemand mehr so recht haben möchte. Nach der Ära Friedhelm Funkel, in der der ehemalige Uerdinger jahrelang ohne erkennbaren Erfrolg eine Mannschaft aufbauen durfte, und dafür auch noch permanent von allen Seiten gelobt wurde, hätte der inzwischen im grauen Mittelfeld angekommenen Eintracht ein Trainer gutgetan, der alte Strukturen aufbricht, der Mannschaft durch eigenes Charisma zumindest notdürftig ein Gesicht verleiht und durch eigene, kloppohafte Dynamik das Potential der Fußball-Stadt Frankfurt mitnimmt und dem Verein neues Leben einhaucht. Dann mal viel Glück mit Skibbe.


Die Wundertüte der Liga ist für mich der 1.FC Köln. Die Rückholaktion um Lukas Podolski wurde wie ein Heldenepos inszeniert, an dessen Ende der Kahn mit dem jungen Retter Lukas an Bord - fast von den Fluten des Rheins verschluckt - vor der Fassade des Kölner Doms erscheint, und die Bürger zusammengelaufen kommen und im Chor mit den Höhnern, denen eilig eine Bühne bereitet wurde, "Viva Colonia" singen. Dann ziehen fröhliche Bürger Poldi aus dem Wasser und Kinder schenken ihm Blumen. So oder so ähnlich, bekam man den Eindruck, ist das abgelaufen. Dabei haben die Kölner den Podolski-Transfer selbst in den Schatten gestellt, denn das Mittelfeld mit Petit und dem neuen Maniche wird sich mehr als sehen lassen können. Novakovic und Podolski bilden auch nicht gerade den Sturm eines Absteigers und der, wie würde der Prinz sagen, überragende Geromel ist mit Mohamad zu einem mehr als soliden Innenverteidigerduo geworden. Zwei Fragen bleiben: Wird das starke Zentrum die grotesk halbherzig besetzten Außen tragen können und wieviel des Erfolgs des vergangenen Jahres war Christoph Daum zu verdanken? Der ist trotz aller Beklopptheiten immer noch einer der besten deutschen Trainer (und der einzige, der die Ehrenrunde in der Türkei jetzt erstmals freiwillig dreht). Ihn zu ersetzen wird für den stillen, im Kölner Umfeld etwas unkommunikativ wirkenden Soldo eine Mammutaufgabe. Ein Verein, der den Messias und Maniche verpflichtet, will jedenfalls nicht gegen den Abstieg spielen, und in Anbetracht der geringen Lobby Soldos in Bundesliga und Medien hat sein Trainerstuhl von vornherein nur drei Beine.

Acht Beine hat der Trainerstuhl von Jürgen Klopp bei Borussia Dortmund. Was das Mainzer Urgestein innerhalb von nur einer Saison mit dem BVB angestellt hat ist schon faszinierend. Das ist nicht einmal sportlich gemeint, denn peinlicherweise spielt der Club mit dem exorbitanten Zuschauerschnitt von 72.510 Verrückten pro Heimspiel wieder nicht im internationalen Wettbewerb. Aber das Image ist ein ganz anderes geworden. Vorbei sind die Zeiten, in denen van Marwijk erklärte, Röber faselte, Doll (inzwischen in der Türkei) polterte und die Mannschaft vor allem im eigenen Fußball-Tempel immer wieder erschreckende Vorstellungen bot. Die Leistungen sind nicht in jedem Fall besser geworden, gerade zu Hause mauserten sich die Schwarz-Gelben in der vergangenen Saison zu Unentschieden-Königen, die ihren Meister nur im VfL Bochum fanden. Aber, und das ist erstaunlich, mit Klopp sieht das alles besser aus, Klopp kann das besser erklären und Klopp ist auch noch immer für einen Spaß zu haben. Das reicht dann erstmal. Um jetzt aber auch sportlich wieder oben anzugreifen, wurde Alex Frei, der mit Jürgen Klopp wahrscheinlich keine Kinder mehr haben wird, in die Schweiz geschickt und der Welttorjäger, das schreibe ich gerne für alle Borussen auch zweimal, der Welttorjäger verpflichtet. Lucas Ramon Barrios wird die Bundesliga bereichern und hoffentlich nicht zeigen, warum sich sonst kein Topclub für den Welttorjäger interessiert hat.

Mit den Aufsteigern tue ich mich ehrlich gesagt etwas schwer. Es ist ja immer so: Es gibt die eine Überraschungsmannschaft, die die Liga aufmischt und am Ende etwa Elfter wird. Die steigt dann im darauffolgenden Jahr ab. Dann gibt es die Loser, die besser in Liga zwo geblieben wären und folgerichtig direkt wieder absteigen. Und es gibt den typischen Aufsteiger, der von Anfang an im Abstiegskampf hängt und es am Ende knapp schafft oder nicht schafft. Ich weiß auch, dass diese Rechnung gerade für die Saison 2008/09 nicht hinkommt, aber Köln und dieser Club aus dem Kraichgau waren ja keine Zweitligisten im eigentlichen Sinne. Die Überraschung, um auf den Punkt zu kommen, traue ich vor allem dem 1. FC Nürnberg zu. Junger Trainer, gutes Umfeld und es wäre langweilig, wenn es wieder der FSV Mainz 05 wäre. Mainz ist für mich leider der Loser-Kandidat. Schon jetzt haben sie vierzehn Verletzte, mussten Testspiele absagen und Jörn Andersen ist in der Bundesliga ein Trainer-Greenhorn. Wie es um Mainz bestellt ist, wenn die Euphorie das Team nicht erfasst, haben wir in der Bundesliga-Abstiegssaison gesehen, ähnlich könnte es auch im kommenden Jahr um sie geschehen. Zum SC Freiburg fällt mir nichts ein. Es imponiert, dass Robin Dutt nach der ganzen Abschiedsdudelei um Volker Finke geradlinig den Weg in die erste Liga gefunden hat, aber Freiburg wird wohl der oben angesprochene Wackelkandidat werden.

Nur weil die Aufsteiger abgehandelt sind, ist noch lange nicht jeder Verein bedacht. Bleibt noch zu schauen, ob der smarte Michi Preetz den Laden in der Hauptstadt im Griff hat, wer in Bremen das Rennen, nicht Nachfolger von Diego zu werden, gewinnt und was es neues bei Robert-Enke-Stadt 96 gibt. Dazu die Rubrik "Im Westen nichts neues".

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