Montag, 29. Juni 2009

Turniere

Wenn auf eine Sache in der Welt Verlass ist, dann auf englische Torhüter. Es ist ja schon viel darüber philosophiert worden, warum es die Briten nicht hinbekommen, neben immer wieder herausragenden Feldspielern auch einen guten Mann zwischen die Pfosten zu stellen. Denken wir Deutschen, die eher ein Überangebot an guten Torhütern haben, an Figuren wie David Seaman, David James, Paul Robinson und den bemitleidenswerten Scott Loach, der nicht nur über siebzig Tore in der Saison kassiert hatte, sondern auch von der deutschen U21 vier Stück eingeschenkt bekam, denken wir Deutschen an alle diese Protagonisten englischen Dilletantismus in Fünfmeterraum, können wir uns ohne jede Überheblichkeit ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Der DFB kann, auch aufgrund des Fehlgriffs des englischen Ersatz-Nachwuchs-Keepers momentan den Platz auf Wolke sieben buchen. Die U17, die U19 und jetzt auch die U21 sind amtierender Europameister. Viel kann in der Nachwuchssichtung und -ausbildung also nicht schieflaufen. Matthias Sammer darf sich diese Erfolge noch nicht auf den persönlichen Briefkopf schreiben, er selbst predigt langfristiges Denken und Nachhaltigkeit, Tugenden, die nach dem auf ewig mit dem Namen Wörns verbundenen WM-Desaster 1998 und den grotesken Auftritten der Nationalelf bei den Europameisterschaften 2000 und 2004 aus der Schublade geholt wurden.
Die damalige Krise, die vor allem in ideenlos kickenden, technisch schlecht ausgebildeten und jeglichen Spielwitz verneinenden Jungprofis ihren Ausdruck fand, hat zu einem für Krisen typischen Ergebnis geführt, es wurde umgedacht, wenn dieses Umdenken auch erzwungen war. Die Früchte können jetzt geerntet werden. Die Spieler wirken taktisch auf der höhe und bringen, vor allem im defensiven Bereich große individuelle Klasse mit. Individuelle Klasse, die sich nicht in Schönspielerei bahnbricht sondern in disziplinierten, wohldosierten Einzelleistungen in einem eingespielten Kollektiv. Es war nicht geplant, aber dass ausgerechnet Marko Marin das Finale nicht mitbestritten hat, stand symbolhaft dafür, dass vor allem die Abwehrleistung den Titel ermöglicht hat.
Ich will dennoch nicht voreilig von goldenen Generationen, kommenden Titeln der A-Nationalmannschaft oder auf Jahre nicht zu schlagenden Jugendmannschaften sprechen. Der Schritt in den A-Bereich muss auch von Jugendeuropameistern erst bewältigt werden, warten wir also ab, wieviel Glanz in Löws Team ankommt und ob die Vereine sich trauen, den Spielern tragende Rollen zu geben (zum Beispiel Jerome Boateng beim sich gerade neu ordnenden HSV, der leider schon in der ersten Runde aus dem DFB-Pokal ausscheiden wird...).

Fast unbemerkt durch die Öffentlichkeit hat der Confederations Cup in Südafrika stattgefunden, ganz ohne Tote und Verletzte. Das Vertrauen in die Organisatoren war vielerorts so gering, dass ich mit dieser Meldung auch in populäreren Medien gerechnet hätte. Jogi Löw bemängelte zwar nach seiner Reise auf den schwarzen Kontinent, dass er nicht einen auch nur halbwegs adäquaten Trainingsplatz vorgefunden hätte, was im Kontext eines allgemein gelungenen und von allen Beteiligten gelobten Turniers vor allem mal wieder typisch deutsch wirkt. Der Sieger Brasilien ist nicht überraschend, der Finalist USA hingegen schon. Die Amis haben die schier unschlagbaren Spanier eben doch geschlagen, was dem Europameister nach langer Zeit der Siege eine sympathische Sterblichkeit zurückverleiht.
Gewöhnungsbedürftig ist sicher die Geräuschkulisse in den südafrikanischen Stadien, das ewige Tröten von den Rängen wird sicherlich nach den ersten schwarz-rot-geilen Partynächten im kommenden Sommer für unangenehme Wahrnehmungen sorgen. Deutlich wurde jedoch auch, dass ein solches Turnier immer davon lebt, dass die eigene Mannschaft auch dabei ist, fragt mal in Holland oder England nach, die wissen da ein Liedchen von zu singen...

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