Samstag, 18. April 2009

Begriffe des Fußballs: Schwalbenkönig

"Wer sich ohne Gegnereinwirkung im Strafraum fallen lässt um einen Elfer zu provozieren macht eine Schwalbe. Wer das häufiger tut, wird bald zum Schwalbenkönig ernannt."
So definiert die 2006 von der Bundesregierung gesponserte Gastgeberhomepage das Wort „Schwalbenkönig“. Sicher ist, wer sich die Krone des Schwalbenkönigs aufsetzen möchte, muss mehr leisten, als im Mittelfeld etwas leichter zu fallen als seine körperliche Konstitution es erahnen ließe. Er muss oft fallen, er muss theatralisch fallen und er muss entscheidend fallen. Der geschundene Elfmeter wiegt dutzende erstklassige Schwalben am Mittelkreis auf. Nicht fehlen darf auch der permanente Dialog mit dem Schiedsrichter, bei dem der Schwalbenkönig unentwegt den schlechten Umgang mit seiner körperlichen Unversehrtheit anprangert. Wir merken uns also: Möglichst dreist fallen, am besten im Strafraum und danach empört reklamieren, wenn es der Schmerz denn zulässt!

Doch wer ist der größte aller Schwalbenkönige? Neven Subotic hat hier eindeutig Luca Toni benannt, Serdar Tasci kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. Da würden jedoch einige Heroen der Fußballgeschichte protestieren! Aktuell wird auch Cristiano Ronaldo gehandelt, der allerdings auch oft tatsächlich geschundene Diego hat ebenfalls gute Karten. Vergessen wir Franck Ribery nicht, der keine Gelegenheit auslässt, um seine von Uli Hoeneß erfolgreich eingeforderte Sonderstellung auszunutzen. Michael Ballack wurde von Stoke-Trainer Tony Pulis zum Schwalbenkönig erklärt, womit er in England in die großen Fußstapfen eines Jürgen Klinsmann tritt. David Jarolim wurde von fussball-news.org sogar schon als „Schwalbenkönig und Eierzwicker“ bezeichnet, eine zweifellos nur schwer zu toppende Steigerung zum unter anderem Schwalben produzierenden allgemeinen Fußball-Fiesling.
Und wie sieht’s mit der Selbstreflektion von Schwalbenkönigen aus? Jürgen Klinsmann eignete sich einen entsprechenden Torjubel an, um der an ihm geäußerten Kritik auf der raubeinigen Insel ironisch zu begegnen. Richtiggehend verhöhnt wurde Mario Basler, damals Lauterer, als er Giovane Elber und Paulo Sergio als fallsüchtig stigmatisiert hatte, und diese dann die eingesprungene Schwalbe nach jedem Treffer exerzierten. Die Profis des vorgetäuschten Fouls halten sich aber bedeckt, und dementieren. Oder finden plausible Erklärungen, wie etwa Bernd Hölzenbein, der seinen Flug gegen die Niederländer 1974 auch heute noch als „instinktiven Selbstschutz“ erklärt. Die Lehre der Schutzschwalbe hat ihren berühmtesten Schüler in Andreas Möller, dem wahrscheinlich einzig wahren Schwalbenkönig, gefunden, der sich einst vor dem heranbrausenden Dirk Schuster in Sicherheit bringen musste. Es half nichts, Möller war der erste Spieler, der vom DFB wegen einer Schwalbe gesperrt wurde. 

Keine Kommentare: