Markus Babbel hat die Truppe von Armin Veh übernommen und ihr, sei es wegen taktischer Maßnahmen oder purer Motivationsarbeit oder einer Mischung aus beidem, neues Leben eingehaucht. Er hat aus einer Mannschaft, der die Presse Qualität und Charakter abgesprochen hatte und in der Mario Gomez der einzige Profi von Format zu sein schien, einen allgemein anerkannten Anwärter auf die Meisterschaft 2009 gemacht. Natürlich arbeitet Babbel nicht allein und wird in Fragen der Trainingslehre sicher gern auf seine erfahrenen Co-Trainer zurückgreifen. Die Verantwortung aber übernimmt er letztlich allein und muss diese Bürde zur Zeit nicht fürchten. Franz Beckenbauer wird ohne Trainerschein Weltmeister und UEFA Cup-Sieger, Babbel erreicht womöglich aus dem Mittelfeld der Liga heraus noch die Champions League, und das alles, ohne die Schulbank zu drücken. Woran mag das liegen?
Es ist ja nicht so, dass der VfB Stuttgart Anfängern und Quereinsteigern hochdotierte Spielerverträge anbietet. Wer bei einem Bundesligisten, der europäisch spielen will, anheuert, beherrscht sein Handwerk in der Regel, auch wenn er noch ein junger Spieler ist. Ein Trainer muss in diesen Sphären eine Mannschaft führen können, taktisch begabt und ein guter Analyst und Motivator sein. All das kann ein erfahrener Ex-Profi auch ohne Trainer-Schein bieten. Anders verhält es sich im Jugendfußball. Hier ist ein Trainerschein dringend notwendig, damit nicht jeder Freizeitkicker meint, er könne den Jungs jetzt mal was beibringen. Wenn die Grundlagen geschaffen werden, muss der Trainer auch wissen, wie er sie vermittelt, sonst verlieren wir gegenüber Holland, Frankreich und England wieder an Boden. Im Profibereich spielt das keine Rolle mehr. Hier muss der Trainer seine Mannschaft taktisch und spielerisch auf Trab halten, beides Bereiche, die ehemalige England-Profis wahrscheinlich besser aus eigener Anschauung kennen als die Sporthochschule Köln.
Matthias Sammer sollte seine Rettungsaktionen daher eher auf seinen Tätigkeitsbereich erstrecken, der beim DFB nun einmal hauptsächlich im Amateurfußball liegt. Der Fall Babbel hat offen gelegt, dass für die DFL mit ihren 36 Wirtschaftsunternehmen dringend eine Sonderrolle geschaffen werden muss.
Ach so, und warum Peter Neururer außer als Fachmann immer wieder ein Genuss ist, lest Ihr hier und hier.
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