Donnerstag, 19. März 2009

Zu kurz gesprungen!

Wenn der DFB zu einem Gipfel nach Frankfurt ruft und anschließend eine Pressekonferenz gibt, muss nicht immer etwas sinnvolles präsentiert werden. Der Anti-Hooligan-Gipfel, wenn man ihn so nennen will, hat erneut gezeigt, dass Einigungen auf breiter Ebene oft nicht durch ein Gespräch, sondern wenn überhaupt erst durch einen lang anhaltenden Dialog erreicht werden können.
Der aktuell umstrittene Zankapfel ist so alt wie Gewalt im Fußball. Lange hatte der DFB aus Image-Gründen das in die Regionalliga abgewanderte Hooligan-Problem keiner Erwähnung gewürdigt. Erst jetzt, wo die erste und zweite Liga wieder zum Spielball gewaltsuchender Fans zu werden scheinen, lädt der Verband zu runden Tischen ein. Und es geht wieder einmal ums liebe Geld. Ich weiß, dass eine Kritik, die bemängelt, dass es wieder einmal nur um Kohle geht, zu kurz greift und reichlich naiv wirkt. Ich halte zumindest einen Seitenblick auf das Scharmützel zwischen DFL und GdP aber genau aus diesem Blickwinkel für angebracht. Da verweisen Polizei und Politik auf die immensen Kosten, die durch den Fußball entstehen und dass 40 Prozent der Großeinsätze auf Fußballspiele entfallen.
Im Gegenzug sagt die Liga (nicht ganz zu Unrecht), dass sie im Jahr 665 Millionen Euro Steuern zahlt und damit den einen oder anderen Polizeieinsatz erwarten kann. Gerne weisen Fußball-Funktionäre auch darauf hin, dass es sich um ein gesellschaftliches, und nicht um ein Problem des Fußballs handelt, womit der schwarze Peter (dem es schwindelig werden muss in einer solchen Debatte) wieder bei der Politik liegt. Die einen fordern dann wieder die Abschaffung der Stehplätze und sehen nicht, dass es gerade den Pyro-Künstlern wahrscheinlich herzlich egal ist, ob sie auf einem Stehplatz stehen oder auf einem Sitzplatz stehen. Andere verweisen darauf, dass die Stadien sicher seien und sich das Schlimmste vor den Stadien abspielt. Dabei wird wiederum verkannt, dass es natürlich leichter ist, eine quasi eingesperrte Fangruppe zu kontrollieren als eine verstreute, dynamisch agierende, die möglicherweise noch auf Rowdys des Gegners trifft.
Im Osten geraten Spiele mit Ansage zum Kampf der Fangruppen, auch in der dritten Liga. In Jena, Dresden, Erfurt und Leipzig ist die Frustration als Antrieb zur Schlägerei am Wochenende und damit die gesellschaftliche Dimension der Gewalt im Fußball am ehesten greifbar. In anderen Städten sind es schnöselige Ultras, die Heysel nicht buchstabieren können, sich aber den Kick holen und auch mal die bösen Jungs sein wollen. Nicht zu vergessen ganz simple Schläger, die sich überall prügeln, am Ballermann, in der Eckkneipe, zu Hause mit ihrer Frau – warum dann nicht auch beim Fußball? 
Ich bin jetzt schon weit vom Ausgangspunkt abgeschweift und hoffe, dass ich damit – wenn auch knapp - deutlich machen konnte, wie kurz Liga, DFB und Polizei springen, wenn sie in diesem Punkt um Gelder feilschen. Es ist doch völlig egal, wer in Zukunft den Polizeieinsatz bezahlt. Die Art und Weise der Sicherung der Stadien muss sich verändern. Das kann mutmaßlich nur mit mehr Personal gehen. Warum wird nicht erst einmal geklärt, wie viel mehr eine Aufstockung der Ordner und Ordnungshüter kosten würde? Danach kann der Basar gerne eröffnet werden, und jeder sollte seinen Teil beitragen, auch die arme, von ihrer Steuerlast gebeutelte Liga. 
Ich bin gespannt, was Werder Bremen nach dem Feuerwerk seiner Fans in St. Etienne zu erwarten hat. Die UEFA ist in der Wahl des Strafmaßes nicht zimperlich. Dabei wird wahrscheinlich nicht so sehr ins Gewicht fallen, dass es im Block fast permanent geirrlichtert hat (eine neue Form des Dauersupports?), sondern dass mindestens ein Bengalo aufs Feld geflogen kam. Eine solche Aktion bei einem internationalen Spiel ist einfach saudumm. Mal sehen, ob die jetzt anstehende Strafe gegen Werder abschreckend wirkt, oder ob langsam vom Prinzip der Bestrafung des Vereins wegen Vergehen seiner Fans abgerückt werden muss. Weil es, wie vieles andere, einfach nichts bringt.   

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