Sonntag, 15. März 2009

Mach ma' Tempo da!

Vier zu drei. Das klingt nach Schlagabtausch, 90 spannenden Minuten und zwei mitreißend spielenden Teams. Es hieß aber Wolfsburg gegen Schalke und diese beiden Kontrahenten haben es tatsächlich geschafft, wenig Aufheben um sieben Tore zu machen. Besonders der Beginn beider Halbzeiten war zäh, die Tore fast die einzigen Höhepunkte. Wundersamerweise spielte auch Schalke nicht groß auf, dabei hatte man doch extra den Manager gefeuert.


An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass ich zumindest bei Hertha und Schalke mit meinen kleinen Prophezeiungen richtig gelegen habe. Der Rest verdeutlicht, warum mein betandwin-Konto schon lange bei 0,00 Euro stehen geblieben ist.

Knappen und Wölfe haben jedenfalls bereits am Freitag gezeigt, dass Bundestrainer Joachim Löw mit seiner Kritik am mangelnden Tempo im Offensivspiel der Bundesliga-Mannschaften durchaus richtig lag.

Er trifft mit dieser Kritik immer wieder einen wunden Punkt bei den Verantwortlichen der Clubs, jeder scheint den Mangel zu sehen aber keiner hat ein griffiges Konzept, diese Scharte auszuwetzen. Deshalb hagelt es Kritik für Löw, wenn er dieses heiße Eisen anfasst, und Ergebnisse wie das 0-1 gegen Norwegen geben den Bundesliga-Managern auch noch Rückenwind. Wie angreifbar die Liga in diesem Punkt ist, zeigte Rudi Völler im Doppelpass. Ohne mit der Wimper zu zucken ließ er sich vorhalten, dass das Abschneiden seiner Elf bisher absolut unzufriedenstellend sei, was ich in Anbetracht der großen Konkurrenz in dieser Saison an seiner Stelle schon bezweifelt hätte. Auf die Kritik von Löw angesprochen, die ja nicht einmal in erster Linie Bayer Leverkusen betrifft, wurde der nette Rudi aber zornig, redete lauter und faselte etwas von Bayern gewinnt die Champions League und Werder den UEFA-Cup. Er verwies darauf, dass die deutschen Vereine kein Geld hätten und dass es in England auch Portsmouth oder Everton gebe, mit denen man durchaus mithalten könne. Das mag sein, aber durch die Nennung dieser beiden Vereine weist Rudi Völler nicht gerade ein fundiertes Wissen über den englischen Fußball nach. Everton ist seit Jahren im UEFA Cup dabei und ärgert immer wieder die Big Four in der Premier League. Und Portsmouth war im vergangenen Jahr so erfolgreich (FA Cup-Sieg), dass man das aktuell schlechte Abschneiden durchaus als Niedergang nach dem Weggang von Trainer Harry Redknapp zu Tottenham werten kann. Diese beiden Mannschaften müsste man also durchaus auf dem Zettel haben, wenn für Schalke 04 schon Manchester City zu viel ist, wo die Scheich-Millionen noch nichts bewirkt haben.
Die Bundesliga reagiert, wenn sie auf ihre vermeidbaren Schwächen angesprochen wird, wie immer mit Ignoranz und dem Verweis aufs große Geld, dass in anderen Ländern fließt. Gleichzeitig setzt sie sich aber auch für den Erhalt der Sportschau ein, wodurch ihr hunderte von Millionen Jahr für Jahr durch die Lappen gehen. Die Liga hat es selbst in der Hand, durch moderner denkende Trainer und Verantwortliche und ein Abrücken von geliebten, aber Geldströme blockierenden Traditionen den Knoten zu lösen. Das UEFA Cup-Finale bestritten im vergangenen Jahr übrigens Zenit St. Petersburg und die Glasgow Rangers. Diese Vereine können beim besten Willen keine Standortvorteile gegenüber Bayern München und Werder Bremen vorweisen.

Vielleicht schon eher gegenüber dem 1.FC Köln. Die Domstädter werden gerade zum Sorgenkind der Liga, weil sich der Club in ein erwartungsfrohes Stillhalten vor der Erscheinung des Messias begeben hat. Frei nach dem Motto „Nächstes Jahr geht’s hier richtig los!“ hat der FC den Faden verloren und befindet sich in einer gefährlichen Starre. Im Niemandsland der Tabelle haben schon einige Schiffbruch erlitten, und die Mischung, dass nach oben und unten nicht mehr viel geht und dass sich der Club kurz vor dem Beginn einer neuen Zeitrechnung wähnt, führt erfahrungsgemäß eher in den Misserfolg als in obere Tabellenränge. Mal sehen ob Daums Pflänzchen weiterwächst, oder ob der Gärtner nur der schönen Geranie aus München hinterhergafft und das Gießen vergisst.

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