Dienstag, 31. März 2009

Riester-Meister

So ein Trip auf die Insel kann Freude machen, oder er kann nach Wales führen. Die Phrasen zuerst: Das ist ein ungemütlicher, und zudem noch angeschlagener Gegner. Die Waliser werden vor heimischer Kulisse alles geben. Das ist vor allem eine kampfstarke Mannschaft. Die deutsche Mannschaft muss gegen das Abwehrbollwerk Geduld beweisen. Gegen Wales hatte die DFB-Elf immer enge Spiele, Wer erinnert sich nicht an Icke Hässler damals, und am Ende stand der Titel (unverzichtbar der Zusatz: aber davon wollen wir hier noch nicht reden!). Ganz neu im Rennen: Es muss eine Leistungssteigerung gegenüber dem Liechtenstein-Spiel her. So, das habe ich jetzt mal an Reinhold Beckmann rübergefaxt, dann hat er sich wieder einiges an Arbeit erspart.
Manche dieser Sätze haben aber durchaus auch ihren wahren Kern. Natürlich muss sich die Mannschaft steigern. Beängstigend ist ohnehin seit langem die Regelmäßigkeit, mit der die Elf von Jogi Löw Spiele wie das vom Samstag gegen Liechtenstein zeigt. Sie hat sich angewöhnt, in wichtigen Spielen genau so viel zu zeigen, wie der Gegner verlangt. Wie sonst wäre dann das Traumspiel gegen Russland zu erklären.
Das Unentschieden gegen Finnland und der knappe Hinspiel-Sieg gegen Wales waren Vorboten dafür, dass dieses Maßhalten mit dem gezeigten Können nicht immer gut gehen muss. Mal sehen, ob das Millennium-Stadium in Cardiff die erste gerissene Hürde der Quali wird.
Ich habe ja an dieser Stelle auch schon viel über Mario Gomez gemosert. Und ich werde es auch jetzt tun. Klar waren die Pfiffe nicht fair, aber Gomez taugt einfach nicht zum Sympathieträger. Er ist Riester-Meister und nicht der Lausbub, der den kleinen Jungs ´ne Prinzenrolle spendiert. Steht Mario Gomez neben Lukas Podolski wirkt der Stuttgarter wie ein 35-jähriger alter Haudegen. Und diese Wahrnehmung des Publikums führt dazu, dass von Mario Gomez auch dem entsprechende Leistungen gefordert werden. Seine Klasse, die er in der Bundesliga (vermeintlich, dazu gleich mehr) zeigt, wird ihm im Nationalteam, wo mittlerweile selbst die Schiedsrichter gegen ihn sind, zum Verhängnis. Ob jedoch nur der berühmte Knoten platzen muss, wage ich zu bezweifeln. Wohlwollend könnte man sagen, in der Bundesliga zeigt er ja, dass er’s kann. Ich sage aber, die Bundesliga ist kein Maßstab, schon gar nicht für einen Mittelstürmer, auf den in seinem Verein alles zugeschnitten ist und dessen Torerfolge taktisch logisch und absolut notwendig sind. Gegen folgende Clubs hat Mario Gomez in der laufenden Saison seine Tore erzielt: Borussia Mönchengladbach (2), Hannover 96 (2), Karlsruher SC, VfL Bochum (2), Eintracht Frankfurt, Schalke 04, Bayer Leverkusen (2), Hoffenheim (2), Borussia Dortmund, Hansa Lüneburg (2), Bayern München, FC ETO Györ (2), Cherno More Varna (3), Partizan Belgrad (2), Zenit St. Petersburg. Die Tore gegen Bayern und St. Petersburg waren letztlich das 1-2 und das 1-5. Das ist jetzt kein Vorwurf an Mario Gomez, denn echte Spitzenclubs gibt es nun einmal nicht viele in der Liga, aber die Gegner, die ihn zum Wunderknipser haben werden lassen, sind eben nicht gerade die erste Klasse Europas. Vielleicht straft Mario Gomez mich lügen, aber ich fürchte, nur ein Wechsel ins Ausland kann nachweisen, wie hoch das Potenzial bei ihm wirklich ist. Wenn er sich, dass habe ich Freitag noch Oliver Kahn durchgefaxt, täglich mit den Großen messen muss, dann zeigt sich, aus welchem Holz er geschnitzt ist. Jeder Stürmer hat unerklärliche Durststrecken, fragt mal Jürgen Klinsmann oder Miro Klose. Aber eine Durststrecke ist nur eine Durststrecke, wenn da vorher mal irgendwann Wasser war. Gomez muss seiner kleinen Wüstenexpedition jetzt irgendwann die Oase zeigen, sonst glaubt ihm sein Gefolge nicht mehr. Am Samstag hat er schon einmal an einer super Wasserstelle vorbeinavigiert.     

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