Montag, 23. Februar 2009

Traumhochzeit

Es war einer dieser lauen Sommerabende. Michael Ballack hatte gerade seiner Simone die Traumhochzeit des Jahres beschert. Innig liegt sich das Paar in den Armen und schwebt über die Tanzfläche. Es war einer dieser Momente, in denen sich Uli endlich zurücklehnen konnte. An einem weißen Flügel sitzt Sir Elton John und singt "Candle in the Wind". Passend dazu lässt eine leichte Brise vom Starnberger See her die Tischtücher hin und herwogen. Uli hält sein Glas Wein gegen die Sonne und begutachtet den guten Riesling, schwenkt ihn ein wenig und nimmt einen Schluck. Der Franz war schon lange daheim, die jungen Leute amüsierten sich, ein paar übermütige Nachwuchsspieler stellten den Mädchen nach. Aber Uli hatte sich und seinen Wein und den Ausblick auf den See, der ihm zu Füßen lag. Ab und zu kam Thomas Brdaric an seinen Tisch und bat um einen Posten als Sportdirektor, Uli ließ ihn mehrere Vorverträge unterschreiben. Er ruhte in sich. Zwei Tische weiter sah er seinen alten Weggefährten Rudi. Auch er hatte es sich bequem gemacht, ohne dem hohen Anlass unangemessen leger daherzukommen. Mit dem Zeigefinger streicht er sich den Schaum seines Vollbiers aus dem Schnäuzer.
Auch er sah sich um und kurz traf sein Blick den des Bayern-Managers. Ein kurzes Zuprosten, ein Lächeln, beide waren sich auf Anhieb sympathisch. Zähe Verhandlungen um den Bräutigam waren längst Vergangenheit, beide schätzten sich als faire Kollegen. Uli überkam Wehmut in diesem Moment, bald war dieses Geschäft vorbei, hätte er als seinen Nachfolger doch schon einen grundanständigen, ehrlichen, integeren Kollegen verpflichtet. Einen, den die Massen mögen und die Bosse respektieren. Einen, der sich in einem nicht ganz schlechten Verein schon die Hörner abgestoßen hatte und möglichst auch schon im Ausland gearbeitet hat. Ein Kumpeltyp, einen, mit dem man Pferde stehlen kann, dem man aber keine Pferde stiehlt. Uli sah an diesem Sommerabend am Starnberger See etwas in seinem Freund Rudi, das er noch nie entdeckt hatte und schob es auf den Einfluss des Weins, der romantischen Feier und des aus allen Gesichtern sprechenden Glücks, diesen Augenblick zu genießen. Uli wusste, er tut jetzt etwas irrationales, aber er gab sich der Lust hin. Er sprach Rudi an.

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