Donnerstag, 5. März 2009

Praxis Dr. Hasenbein

Herzlich Willkommen zum Telekolleg Medizin! Wir wollen doch heute mal sehen, was die Hoffenheimer Buben in den zehn sündigen Minuten, die ihnen in den muffigen Katakomben des Borussia-Parks blieben, alles hätten anstellen können. Sieht man diese Frage rein auf mögliches Doping bezogen, ist es nach den oft sinnleeren Diskussionen der vergangenen Wochen endlich an der Zeit, in medias res zu gehen.
Was, so fragt sich der Unbedarfte, können die in zehn Minuten schon anstellen? Eine ganze Menge. Fangen wir mit dem Schocker an. Medizinisch ausgedrückt kann eine Dopingprobe durch Urinieren und Rekatheterisierung von sauberem Urin manipuliert werden. Klingt ekelhaft, ist es auch. Man stelle sich vor, wie der Spieler nach dem Schlusspfiff in die Kabine eilt, das giftige Zeug aus der Blase presst und sich dann durch den Penis wiederum dopingfreien Urin einführt. Was Radfahrern durchaus zuzutrauen ist, scheidet hier wahrscheinlich aus, jeder Fußballer würde wohl lieber mit einer Sperre von einem Jahr leben, als diese Prozedur über sich ergehen zu lassen.

Manipulationen aus dem Medizinschränkchen gelten aber als zu leicht nachweisbar, so dass es heißt, entweder wir trauen den beiden zu, rückwärts gepinkelt zu haben, oder wir sollten die Regularien ändern. Eine beklemmende Vorstellung. Ich meine... wieder rein damit, bis es oben ankommt... Widerlich!

Kommen wir zu Schönerem. Die Lage beim FC Bayern München klingt im Moment nach dem letzten Geigenton der Kapelle auf der Titanic. Jürgen Klinsmann macht während der Spiele oft ein Gesicht, als manipuliere er gerade eigene Dopingproben und Uli Hoeneß vollzieht seit einiger Zeit seltsame Sinneswandel. War er im Januar noch "gefühlter Herbstmeister" und vor einigen Wochen noch überzeugt, dass er mit seinem Verein am Ende ganz oben stehen würde, meint er jetzt, dass die Bayern ja nun nicht jedes Jahr drei Titel holen könnten. Er hatte den Champions League-Titel also tatsächlich eingeplant...

Erstaunlich still ist es auf Schalke. Mehr als die Niederlage in Mainz konnten die Spieler dem Präsidium wirklich nicht anbieten, um sie endlich von ihrem erfolglosen Manager und seinem nuschelnden Trainer zu befreien. Aber Tönnies und Schnusenberg und wie sie alle heißen stellen auf stur, ohne dem Trainer den Rücken zu stärken. Ich sehne mich ein wenig nach früher, wo Trainer auch noch gefeuert wurden, wenn sie schlechte Arbeit ablieferten. Heute klemmt der Colt, die Cowboys in den Chefetagen bekommen schwitzige Hände, wenn sie abdrücken sollen. Klinsmann in München, Rutten auf Schalke, Schaaf in Bremen, Hecking in Hannover, Frontzeck in Bielefeld, Koller in Bochum, Becker in Karlsruhe und Meyer in Gladbach sind alle Nutznießer des neuen großen Zögerns der Sportdirektoren. Mal ehrlich, jeder der genannten hätte schon fliegen können, wenn die Manager Assauer, Rüssmann oder A. Roth heißen würden. Stattdessen heißen sie zum Beispiel Müller, Dohmen und - ach Gott ja - Eberl. Lustig ist, wer stattdessen fliegt. Christian Wück bei Rot-Weiß Ahlen. Als Aufsteiger und Tabellenzwölfter der zweiten Liga. OK, es ging steil bergab in den vergangenen Spielen, aber auf Drittliga-Niveau hat Wück seinem Verein ein fabulöses Image verpasst ("In Ahlen musste bezahlen!"). Ist eben alles Schall und Rauch, wenn der Durchmarsch nicht klappt.

Eins noch zum Thema Doping. Gebrauchen könnte es Boubacar Sanogo. Bringt sich nicht richtig ein, die Laufwege passen noch nicht, wirkt wie ein Fremdkörper - wem das bekannt vorkommt, der verfolgt wahrscheinlich die Geschicke des HSV oder des SV Werder - oder diesen Blog. Vielleicht meinte Dietmar Hopp ja seinen Ibisevic-Ersatz von der Elfenbeinküste, als er für begrenzte Spielergehälter plädierte.

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