Sonntag, 25. Januar 2009

Winter-Wonderland

Ich hoffe, es wird mir nachgesehen, dass ich die Winterpause nicht dazu genutzt habe, Gerüchte und sonstige windige Meldungen durchzulutschen, nur weil es gerade keinen Ligabetrieb gibt und dass ich ebenfalls davon abgesehen habe, Freundschafts-Kicks in Dubai oder dusselige Hallenturniere als Ereignisse von sportlichem Wert zu sehen und darüber zu schreiben. Da jetzt das so genannte Kerngeschäft aber wieder näher rückt, wird es Zeit, die Langeweile des Januars aufzubereiten, um bei der ersten DFB-Pokal-Übertragung wieder ganz auf der Höhe des Geschehens zu sein.

Gleiches dachte sich wohl auch das DSF, dass heute endlich wieder einen aktuellen Doppelpass sendete. Es war ja ganz nett, dass ich mir an den vergangenen Sonntagen anschauen durfte, wie 2001 Rolf Rüssmann die Meisterschaft der Herzen kommentiert hat.
Kloppo über die Schiedsrichter 2009 reden zu hören, hat allerdings einen weitaus höheren Reiz für den Zuschauer. Anwesend war auch Frau Müller-Hohenstein vom ZDF. Auffällig war sofort, dass eine Frau in der Runde Platz nehmen durfte, hat es das schon einmal gegeben? Durfte Monica Lierhaus je an der Runde teilnehmen? Ich habe dazu nichts finden können. Wenn es keinen Widerspruch gibt, erhält Frau Müller-Hohenstein von mir den Titel als erste Frau im Doppelpass. Vielleicht war sie aber auch die letzte, denn ihre Ausführungen zur "vergleichenden Beleidigung" ('Sie sind ein Idiot!' ist nicht ok, 'Sie pfeifen wie ein Idiot!' hingegen schon) waren mehr als fragwürdig, der Volksmund würde von Unsinn sprechen. Hätte Udo Lattek nicht da gesessen wie einer, der vorher einen getrunken hat, (richtig so?) wär' wahrscheinlich was passiert.

Zum besonderen Hingucker wurde ausnahmsweise auch die Werbepause, denn sie war bestückt mit dem neuesten nutella-Spot. Da spielen Manuel Neuer, Tobias Weis, Simon Rolfes und Jermaine Jones Nationalspieler. Interessante Besetzung, wenn man vom Leverkusener Laiendarsteller absieht. Andererseits steht die Auswahl der Fußballer ganz in der bisherigen Tradition des Unternehmens, hatte der "nutella-Fluch" doch auch schon Benny Lauth, Tim Borowski, Kevin Kuranyi und Marcell Jansen die Karriere in der DFB-Elf verhagelt. Und Andreas Hinkel und so weiter und so fort. Ist man erstmal als nutella-Boy aus dem erlauchten Kreis der Nationalelf ausgeschieden ist ein Comeback oft ausgeschlossen, oder wie im Fall Hinkel mit unverhältnimäßig großen Mühen und einigen Jahren Wartezeit verbunden. Das EM-Finale 2008 wurde noch einmal zum großen Aufgalopp der nutella-Boys, als nacheinander Jansen und Kuranyi eingewechselt wurden, während Friedrich schon auf dem Platz stand. Das Ergebnis ist ja bekannt.

Einen echten nutella-Sympathie-aber-nicht-Adler-Träger hat damit auch Hoffenheim, unsere letzte Bastion gegen einen Durchmarsch der Super-Bayern. Dafür haben die keinen Mittelstürmer mehr, der für locker 40 Tore gut ist und mit Sicherheit jeder Mannschaft in Europa weiterhelfen könnte. Da die wackeren Geschäftsleute aus Sinsheim jetzt aber nicht den Kopf in den Sand stecken sondern sich fleißig nach Ersatz umsehen, werden allerlei Namen gehandelt, wer der neue Vedad sein soll: Gekas, Janko, Tevez (!), Makinwa, Pantelic und einige mehr. Unverständlich ist, dass Nicklas Bendtner es nach entsprechendem Angebot nicht vorzog, die Zelte beim FC Arsenal abzubrechen und in die Provinz zu ziehen. Der wird in ein paar Jahren schon sehen, wo Hoffenheim und wo dieser FC Arsenal stehen im europäischen Fußball. Beim englischen Spitzenclub überhaupt anzufragen ist hingegen wieder einmal ein schöner Hinweis darauf, wo sich die Hoffenheimer Verantwortlichen versuchen einzuordnen in der kontinentalen Fußball-Hierarchie. Geld ist eben doch nicht alles.

Das hat sich auch Kaka gedacht und ging nicht zu Manchester City. Daraufhin war sich Mario Gomez nicht zu blöd zu betonen, dass er sich den Brasilianer jetzt zum Vorbild nehmen will und bei einem Wechsel auch nicht nur auf das anschwillende Bankkonto achten will. Bedenkt man die Tatsache, dass eine kläglich vergebene Großchance von Reportern schon allgemein ein "Gomez" genannt wird, stellen sich erhebliche Zweifel ein, ob Herr Gomez seinem Bankkonto nicht den größten Gefallen tut, wenn er sich weiter in Stuttgart aushalten lässt.

In Köln lässt sich in Zukunft Poldi aushalten. Er wird zwanzig Tore schießen und Köln in den UEFA-Cup führen und dann werden sie sich mit Kölsch übergießen in der Domstadt, Michael Meier wird Christoph Daum an einem türkischen Strand in weiß heiraten und beide werden Poldi adoptieren. Paten stehen, bei seiner Taufe zum Jünger Colonias, die treuesten FC-Fans und alle werden ein bisschen weinen. Und dann wird Fritz Schramma das Buffet eröffnen. Wenn's so wird, sind die zehn Millionen ja gut angelegt. Schießt Poldi hingegen, sagen wir, drei Tore, Köln wird Zwölfter und Christoph Daum schmeißt wegen einiger Eskapaden seiner Stars hin, dann wird's ein sehr, sehr interessantes Jahr in Köln.

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