Dienstag, 27. Januar 2009

Dem Ralf sein Edi

Jaja, die Bayern sind wieder da, fünf zu eins beim VfB Stuttgart. War wieder so ein typischer Pokalabend. Nach dreißig Minuten reingeschaltet, zwei zu null für die Bayern, weiterer Verlauf klar, Fernseher wieder ausgeschaltet. Aber erst noch den Video-Text durchgeblättert und auf die Meldung gestoßen, dass Hoffenheim Ersatz für Ibisevic gefunden hat. Und zwar Boubacar Sanogo.

Dafür haben die Hopp-Millionen also gerade noch gereicht. Sie waren wohl so eben noch genug, um sich den seltsamsten Stürmer der Bundesliga auszuleihen. Ich musste spontan an einen Vorgang vor ein paar Jahren denken, als der FC Schalke 04 dringend noch einen Stürmer brauchte. Auf Schalke herrschte damals eine Expansions-Euphorie wie in Deutschland seit dem Imperialismus Wilhelms II. nicht mehr. Eine Flotte von Stars sollte die Gewässer der Bremer, Bayern und Leverkusener unsicher machen. Alles das traf damals freilich nur auf das Schalker Palaber in der Presse zu, glaubte man der Bild, war man sich mit Morientes einig.
Da dieser ambitionierte Transfer aus irgendwelchen Gründen nicht klappte, wurde gleichwertiger Ersatz aus Österreich geholt, nämlich der Glieder-Edi. Ganz Deutschland lachte sich halbtot.

Wie damals die Transfer-Matrjoschka der Schalker immer kleiner wurde, so wurde aus der Pantelic-, Derdiyok- oder Bendtner-Matrjoschka der Hoffenheimer Boubacar Sanogo. Unerklärlicherweise besitzt Sanogo in der Bundesliga noch einen Rest-Ruf, der die Konkurrenz nicht schallend lachen lässt. Ein Schmunzeln, oder auch ein breites Grinsen wird sich aber in Bremen, München, Leverkusen oder Hamburg niemand verkneifen können.

Sanogo ist in Bremen zu dem geworden, was man, in böswilligster Auslegung, einen unmotivierten, wenig begabten Chancentod nennt. In grotesker Weise schlich er über den Platz, stand an haarsträubend falschen Positionen im eigenen Angriffsspiel und ließ immer wieder Grundfertigkeiten des Fußballs wie sauberes Passspiel, Ballannahme, Kopfball-Technik etc. vermissen.

Ralf Rangnick wird sich schon was dabei denken, der Fußball-Professor hat immer einen Plan. Wer aber die Entschlossenheit Ibisevics in der Hinrunde mit den hängenden Schultern und den lustlos wedelnden Armen Sanogos vergleicht und wer das Standing des besten Bundesliga-Torjägers mit dem eines Bankdrückers des aktuell Tabellen-Achten vergleicht, fragt sich schon, was die Hoffenheimer auf Sanogo gebracht hat. Ganz ratlos lassen sie uns nicht im Regen stehen, Manager Jan Schindelmeiser lieferte eine plausible Erklärung: "Boubacar spricht nicht nur Deutsch, er kennt noch dazu die Bundesliga bestens." Bei allem Respekt, das trifft auch auf mich zu, aber könnte ich deshalb Hoffenheim zur deutschen Meisterschaft schießen?

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