Samstag, 6. Dezember 2008

Pfiff des Tages

Puuh, war das knapp. Wenn Asamoah noch hätte reagieren können, hätte er den Ball garantiert nicht reingemacht. So prallte die Kugel aber unverhofft von seinem Schädel direkt ins Tor, das sich menschenleer vor ihm auftat. Entriegelt und aufgestoßen hatte das sprichwörtliche Scheunentor Torhüter Drobny, dessen eingesprungener Unter-der-Flanke-Durchtaucher Matthias Sammer vermutlich nicht in seinen Normenkatalog für angemessenes Nachwuchstraining aufnehmen wird. Im Ruhrgebiet wird es zusätzlich dem einen oder anderen Bochumer Kumpel vor Wut die Grubenlampe angeknipst haben, dass ausgerechnet der frühere VfL-Keeper den Knappen wieder Leben eingehaucht hat, Leben, dass auf Schalke zuletzt gänzlich vergriffen schien. So muss Schnusenberg die halb zerrissenen Verträge von Rutten und Müller wieder mit Tesa zusammenkleben und Huub Stevens muss doch noch den PSV Eindhoven flott kriegen. Er hätte vermutlich nicht drei Tage in ein königsblaues Kissen weinen müssen, wenn er nach Schalke zurückgekehrt wäre und damit die triste sportliche Lage in Holland hinter sich gelassen hätte.


Bemerkenswertes gab in der Pause auch der stets zu allem bereite Olaf Thon zum Besten. Zunächst bemerkte er, gerade als "Legende" angesprochen, dass er ja noch lebe, was Premiere allein durch die Präsenz des lebenden Fossils Rollo Fuhrmann nicht hätte deutlicher unterstreichen können. Der also sehr vitale Schalker Grinse-Direktor dankte den Fans, dass sie sich beim Auspfeifen der eigenen Mannschaft so "professionell" verhalten hätten. Ihn hatte es scheinbar förmlich entzückt, dass der gemeine Tribünengast in blau-weiß erst zur Halbzeit gepfiffen hatte, und nicht während des Spiels. Verschwiegen hat Herr Thon natürlich, dass ein Publikum, das gellende Pfeifkonzerte so oft üben durfte wie das in der Veltins-Arena, es dann auch irgendwann draufhaben muss!

Dass die Hertha für ihre Spielweise auf des Gegners Platz jetzt auf Schalke und nicht bei den wesentlich besseren Leverkusenern bestraft wurde, darf man gerne als ungerecht bezeichnen.

Ungerecht ist auch, was das spielende Personal in Bremen dem eigenen Übungsleiter gerade antut. Wie gekränkte Genies laufen die Diegos und Frings' und Pizarros gerade über die Plätze der Bundesliga, an guten Tagen gerne bereit, eine Kostprobe ihres Könnens zu geben, an schlechten Tagen aber von der bloßen Anwesenheit eines Gegners so genervt, dass sie keinen Bock mehr auf Abwehrarbeit im allgemeinen haben. Die Frage ist, wann die desinteressierte Haltung der Mannschaft gegenüber der Defensive auch dem Trainer angelastet wird.

Schön, dass es in Karlsruhe wenigstens ein bisschen menschelte in der Vorweihnachtszeit. Hatte man Oliver Kahn doch schon fast vergessen, so haben Diego und Pizarro an dem Ort, an dem die große Karriere des Torwart-Titans begann, ihrem alten Bundesliga-Wegbegleiter mit einem Medley seiner schönsten Gewaltakte gehuldigt. Schade, dass Schiedsrichter auch in solchen Momenten, die den ganz Großen des Sports gehören sollten, immer nur das Regelbuch vor Augen haben und den notorischen Spielverderber mimen müssen. Wenigstens blieb die Brdaric-Gedächtnis-Kralle von Diego unbestraft. Zum Schalker Kurs für professionelles Pfeifen unter der Leitung von Dr. pfiff. Olaf Thon sollte man den Referee dennoch schicken.

Keine Kommentare: