Sonntag, 14. Dezember 2008

Cottbuser Kopfschmerzfußball

Da hat der Uli Hoeneß aber auch Recht. Wenn er nicht aufpassen würde, liefen die größten Skandale bei der DFL völlig unbemerkt ab. Mit einer Röte im Gesicht, die man bei ihm sonst nur bei Kommentaren über Daum, Rangnick oder Matthäus sieht, fauchte er, dass es nicht anginge, dass Hoffenheim nicht am selben Tag wie die Bayern gespielt hat. Jetzt reicht Hoffenheim ein Unentschieden zur Herbstmeisterschaft und wie man die Dorftruppe so kennt, wird sie sich ein ganz dreckiges 0-0 gegen überragend aufspielende Schalker ermauern. Die DFL hat sich wieder einmal zum Steigbügelhalter des unattraktiven Hoffenheimer Ergebnisfußballs gemacht, hat die Steilvorlage zu einem Super-Sonntags-Gegurke geliefert. Dass den Bayern, die über die gesamte Saison den erfrischendsten Fußball gespielt haben, da die Hutschnur hochgeht, kann ich gut verstehen. Überraschend ist nur, dass plötzlich mit der Herbstmeisterschaft ein Titel in den Fokus des FCB gerückt ist, der sonst immer in einer Reihe mit dem UI-Cup, dem UEFA-Cup und den Hallenmasters stand.


Wenigstens hat Jürgen Klinsmann mit seiner Schiedsrichter-Schelte endlich sein Meisterstück in bayerischer Interview-Führung abgelegt. Zu nett, zu entgegenkommend und zu sachlich hatte er bisher immer auf Journalisten-Fragen geantwortet. Gestern stand endlich ein echter Bayern-Trainer vor der Kamera, der den Tritt von Oddo wie ein leichtes Trikot-Zupfen bewertete und endlich auch, ganz wie sein Vorgänger, völlig abstruse Begründungen dafür lieferte ("Er schaut nur auf den Ball"). Schade, dass weder der Tritt von Lucio gegen Marica, noch das Abseits-Tor der Bayern thematisiert wurde. Eigentlich sind die Bayern mit dem Schiedsrichter nämlich noch ganz gut weggekommen.

Ein Ärgernis der Liga bleibt Cottbus. Es tut mir leid, liebe Lausitz, aber das beste für den Fußball wäre es, wenn Energie absteigen würde und erst dann wieder aufsteigt, wenn sie wieder den couragierten Fußball spielen, der sie einst ins Pokalfinale brachte. Dass sie keinen Augenschmaus bieten, ist ihnen wenigstens selbst schon aufgefallen, Tremmels Statement nach dem Spiel hatte in genau diese Richtung etwas Rechtfertigendes. Von vornherein die Möglichkeit eines Sieges auszuschließen und nur auf das 0-0 zu hoffen, hat aber nichts mit Sport zu tun. Aus den Leverkusenern sprach - vollkommen zu Recht - Verzweiflung und Wut, und zumindest Labbadia wirkte wie auf der Suche nach dem hauseigenen Kopfschmerzmittel. Grund für etwaiges Schädeldröhnen sollte aber neben der Mauer aus der Lausitz auch die Erkenntnis sein, dass Leverkusen es auch unter Labbadia nicht beherrscht, die holprigen Siege einzufahren.

Diese Fähigkeit scheint nach Bremen zurückgekehrt zu sein. Auch wenn der Gegner in Gestalt von Josue tatkräftig mithelfen musste beim gelungenen grün-weißen Vorweihnachtsfest, hatten die Bremer dem Emporkömmling aus der Autostadt vor allem die Eigenschaft der Kaltschnäuzigkeit voraus. Wie eine Mittelfeldmannschaft, die den großen Wurf vor Augen hat, zog sich der VfL nach der frühen Führung in die eigene Hälfte zurück, statt wie ein Champions League-Anwärter weiter Druck zu machen und die Bremer Verunsicherung auszunutzen. Mit dieser Einstellung wird aus den Wolfsburgern auch mit sechs Weltmeistern im Kader keine Spitzenmannschaft.

Vergessen wir an dieser Stelle nicht, dass Thomas Hitzlsperger gestern wenigstens einmal gewonnen hat. Bei "Wetten dass..?" hat er einem Hobby-Kicker gezeigt, wer der Hammer ist. Die Wette wirkte ebenso sinnlos wie die Euphorie des Publikums im Sportstudio, das auch ausgerastet wäre, wenn das Licht ausgegangen wäre. Was Steinbrecher denen vorher gegeben hat, könnte ich montags morgens gut gebrauchen.

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