Donnerstag, 23. Februar 2012

DFB-Team: Der Schuh drückt hinten rechts

Deutschland, Spanien, die Niederlande, vielleicht auch Frankreich – Favoriten auf den Titelgewinn bei der Euro in Polen und der Ukraine gibt es mittlerweile schon wieder mehr, als den einzelnen Anwärtern lieb sein kann. Wie bei jedem Turnier wird es auch wieder eine Überraschungsmannschaft geben, und was ist eigentlich mit England? Die DFB-Mannschaft wird dank der Hammer-Gruppe vom ersten Spiel an Bestleistungen zeigen müssen. Vor dem Testspiel gegen Frankreich ist es angebracht, auf dem Weg zum EM-Kader ein Zwischenfazit zu ziehen.

Joachim Löw kann sich bei der Besetzung fast aller Positionen zurücklehnen und seinen Spielern den Konkurrenzkampf überlassen. Manuel Neuer führt die Reihe der Toptorhüter im Nationalteam fort. Auf dem Feld sieht es im Moment kaum schlechter aus. Ob nun Miroslav Klose und Mario Gomez im Sturm, Mesut Özil, Lukas Podolski, Thomas Müller, Marco Reus, Mario Götze, Toni Kroos und Andre Schürrle im offensiven Mittelfeld, Bastian Schweinsteiger, Lars und Sven Bender, Sami Khedira, wiederum Kroos und Simon Rolfes auf der „Sechs“ - in Angriff und Mittelfeld gibt es Alternativen in Hülle und Fülle.

Bixente Lizarazu hatte in einem Interview demnach auch nicht auf diesen Positionen, sondern in der Abwehr die Schwäche der Deutschen ausgemacht. Was einst Berti Vogts mit seinen legendären Mauer-Aufstellungen nur müde hätte lächeln lassen, scheint aktuell, nicht erst seit dem 3:3 in der Ukraine, gar nicht weit hergeholt. Doch liegt es tatsächlich, wie „Liza“ vermutet, an der Unbeweglichkeit der Verteidiger?

Klar sind Per Mertesacker, Holger Badstuber, Mats Hummels, Jerome Boateng und Benedikt Höwedes nicht gerade geschmeidige Tänzer der Innenverteidigerzunft. Die Besetzung braucht sich vor den anderen Nationen allerdings nicht zu verstecken. Mit Philipp Lahm ist die linke Seite vergeben, mit Dennis Aogo und Marcel Schmelzer stehen gleich zwei passable Nachrücker parat. Im Zentrum wird die Sache schon enger. Löw scheint sich auf Badstuber bereits festgelegt zu haben, Mertesacker ist allerdings mit seiner Erfahrung unverzichtbar und an Mats Hummels führt eigentlich auch kein Weg vorbei.

Durch die Versetzung ins Zentrum bei den Bayern greift auch Boateng noch einmal auf dieser Position an, und Höwedes spielt menschlich wie fußballerisch eine starke Rolle auf Schalke. Wer auch immer spielen wird, der Schuh drückt nicht in der Innenverteidigung sondern auf dem rechten Flügel. Hier steht kein für diesen Job ausgebildeter Spieler von internationalem Format zur Verfügung. Boateng kann da spielen, Höwedes auch, aber keiner von beiden fühlt sich wohl dabei.

Die Lösung scheint banal einfach, erfordert aber eine Menge Diplomatie. Mit Lahm steht ein Rechtsfuß zur Verfügung, der aber erst dazu überredet werden musste, gegen seinen eigentlichen Willen auf links zu spielen. Womöglich ist es Löw einfach zu blöd, seinen Kapitän erneut zu verschieben. Der beste Weg wäre es aber. Endlich wäre die freie Stelle besetzt und auf der linken Seite gäbe es nach wie vor einen heißen Konkurrenzkampf. Das Argument, warum Lahm einst den Flügel wechseln musste, ist ohnehin nicht mehr gültig, denn wann ist er das letzte Mal nach innen gezogen und hat mit rechts ein Traumtor erzielt?

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