Mittwoch, 7. August 2013

Was ist eigentlich auf Schalke los?

Ja, was ist eigentlich gerade auf Schalke los? Die Frage kommt schwer über die Lippen oder die tippenden Finger. Über Jahre war es eines der hervorstechendsten Charaktermerkmale des Gelsenkirchener Klubs, die fußballbegeisterte Öffentlichkeit manchmal überraschend, oft ungefragt und meist sehr unterhaltsam über irgendwelche Kanäle auf dem Laufenden zu halten. Über Transfers, Befindlichkeiten, Machtkämpfe – kurz gesagt über das Innenleben des Vereins, über Dinge, die in anderen Klubs als „Interna“ unter Verschluss gehalten werden. Mit diesem Jahrmarkt der Indiskretionen scheint es jetzt vorbei.
Horst Heldt sieht gemütlich aus dieser Tage. Auf Pressefotos zeigt er sich im Trainingsshirt, den Wohlstandsbauch ungeniert herausgestreckt, im süffisanten Gespräch mit seinem Trainer. Ja, seinem Trainer. Selten war das Possessivpronomen passender, selten hatte ein Trainer dem dicken Fell seines Managers mehr seinen Job zu verdanken als es nun bei Jens Keller und seinem Chef der Fall ist. Der Übungsleiter war schon gefeuert, bevor er auf der Bank Platz nahm, so sah es zumindest die interessierte Beobachterschar, und ich nehme mich da nicht aus.

Magath, Rangnick, Stevens – Größen der Trainerzunft hatten sich die Klinke in die Hand gegeben und nun sollte der mutmaßlich durch schwäbische Vetternwirtschaft beförderte, zuvor in Stuttgart gescheiterte Keller etwas schaffen, das selbst dem großen Eurofighter-Trainer nicht gelang? Ein Witz schien das zu sein. Doch Heldt verfolgte seinen Plan, wie er auch immer motiviert war, eisern weiter.

Keller stabilisierte die Mannschaft tatsächlich und bereitete mit der geglückten Qualifikation für die Qualifikation für die Champions League den Boden für etwas mehr Spielraum in der Personalplanung. Den hat Heldt nun genutzt, um einen Mentalitätswechsel einzuleiten. Kapriziöse Zauberer wie Ibrahim Afellay oder Michel Bastos spielen nur noch eine untergeordnete Rolle. Der Brecher Adam Szalai, Kämpfer Christian Clemens und Ruhrpott-Juwel Leon Goretzka sind die nun bevorzugten Spielertypen.

Um Goretzka leuchtete in diesem Sommer übrigens ein kleiner Schein Schalker Normalität, als eine langwierige, fiese Schlammschlacht mit dem VfL Bochum in der Luft lag. Doch weit gefehlt, auch diese Störgeräusche wurden letztlich souverän wegmoderiert. So bleibt die Konzentration auf die Neuausrichtung der Spielidee.

Zwar sollte es nicht allgemein Anklang finden, auf große fußballerische Qualität zu verzichten. Aber die Rückbesinnung auf die Werte des Malochertums, der aufgekrempelten Ärmel und letztlich auch der Eurofighter kann dem Verein nicht schaden. Da es zur Not aber besser ist, elf Einzelkünstler als elf Einzelkämpfer auf dem Feld zu haben, wird die Hauptaufgabe für Jens Keller sein, aus den Dauerläufern ein stimmiges Ensemble zu formen, indem der unbedingte Wille auch ohne hochbegabten Regisseur in spielerische Bahnen geleitet wird.

Geht am Anfang nicht gleich alles gut, greift der zweite Vorteil des eingeschlagenen Kurses. Denn in Gelsenkirchen die Parole auszugeben, jetzt mal wieder richtig arbeiten zu wollen, ist zunächst einmal grundpopulistisch. Erhöhter Laufeinsatz und die eine oder andere Grätsche dürften zumindest im Stadion also auf fruchtbaren Boden fallen, überhöhte Ansprüche an vermeintliche Superstars wird es nicht mehr in der Form der vergangenen Jahre geben. Mit allzu großem Misserfolg ist aber nicht zu rechnen, dafür ist die Qualität der Mannschaft zu hoch.

Seien wir also gespannt, ob Heldt seine Personalpolitik auf dem Feld ebenso ausdauernd durchsetzt wie die auf der Trainerbank. An Dortmund und die Bayern werden die „Knappen“ nicht heranreichen, Leverkusens dritter Platz könnte aber durchaus ein Ziel sein. Und nebenher, wenn die Ziele in der Bundesliga sicher scheinen, haben sich deutsche Klubs ja auch in der Königsklasse Europas zuletzt ganz gut geschlagen...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Leverkusens dritter Platz???
Tabelle nicht gelesen???
Wie peinlich ist das denn???