Donnerstag, 24. September 2009

Wir sind wieder da!

Es gibt Wochen im Leben eines Fußballfans, da weiß er schon während dieser Wochen, dass er ihnen irgendwann einmal hinterhertrauern wird. Der Unbeschwertheit, der Angstlosigkeit, dem Leichtsinn dieser Zeit des Glücks wird er sich erninnern, wenn er in absehbarer Zeit wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wird. Aber natürlich genießt er diese Wochen trotzdem in vollen Zügen. Zur Zeit herrscht bei mir eine solche Stimmung, die Fortuna hat uns im vergangenen Mai den Aufstieg geschenkt, ist respektabel in die zweite Liga gestartet und hat sich nach Jahren der eher namenlosen Transfers für jeden Fußballfan nachvollziehbar verstärkt. Abseits des Platzes hat vor allem der Deal mit dem Vermarkter infront für Aufsehen gesorgt, der die schmucke Arena jetzt auch mit Rollbanden ausgestattet hat, das hätte sich ja sonst niemand leisten können.
Der Aufsichtsrat scheint nach Kapriolen um Calli und Co. seriös besetzt und bald bekommen die Fortunen auch einen hauptamtlichen Kassenwart. Die Fans, die in der dritten Liga noch regelmäßig für Risiko-Spiele sorgten, tun das heute auch noch, werden aber vom übertragenden Sender Sky dankenswerterweise ins beste Licht gerückt, und so werde ich, wenn ich mich als Düsseldorfer oute, seltener auf Gewaltexzesse und schon sehr viel häufiger auf die gute Stimmung bei Spielen der Fortuna angesprochen.

Überhaupt haben die Medien ihren Narren an der lustigen Truppe aus dem Rheinland gefressen. Die Kommentatoren bei Live-Übertragungen loben im Schnitt um die sieben Mal die Düsseldorfer Fans. Als sich beim Auswärtsspiel in Duisburg der komplette Block noch 45 Minuten nach Schlusspfiff singend weigerte, das Stadion, in dem es immerhin gerade eine 0-3-Packung gegeben hatte, zu verlassen, nötigte das allen Beteiligten höchsten Respekt ab. Selbst eingefleischte Fans des MSV erklärten hinterher, dass die Stimmung super war, sie hätten nur leider nichts aus der eigenen Kurve gehört. Bei aller Lobhudelei um gute Stimmung, die auch den FSV Mainz nicht immer vor dem Abstieg gerettet hat, ist es um so beruhigender, dass (Achtung! Floskel!) der Funke auf's Spielfeld überzuspringen scheint. Die Mannschaft spielt erstmals seit etwa zwanzig Jahren relativ attraktiven Fußball. Die Sturmschwäche ist nicht behoben, aber sie fällt nicht mehr so auf. Das Umfeld geht realistisch mit dem "Höhenflug" um und verliert nicht das Augenmaß wie mancher kicker-Reporter, der in der Leistung des Sturm-Bullen Bulykin mehr gesehen hat als andere Zuschauer.

Die Fortuna war bei ihrem letzten Auftritt im Profifußball, als noch ein Aleksander Ristic die Puppen tanzen ließ, schnell zum hässlichen Entlein abgstempelt. Wenn sich die aktuelle Stimmung im Umfeld hält, weiterhin seriös gewirtschaftet wird, und das Glück der Mannschaft wohlgesonnen bleibt, kann aus dem Küken, das da gerade heranwächst, irgendwann mehr als das hässliche Entlein werden. Und vielleicht fällt das böse Erwachen nach Wochen des Glücks dann ja dieses Mal aus.

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